Sektion Hildesheim des
Deutschen Alpenvereins (DAV) e.V.

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Berghütten

DAV-Hildesheim

1997: Allgäuer Höhenwege


Bei strömenden Regen treffen wir uns wie verabredet am Samstag, dem 5.7. gegen 11.30 Uhr am Parkplatz an der Nebelhornbahn in Oberstdorf. Wir, das sind unsere Bergführer Walter und Wolfgang, sowie Daniela, Claudia, Gabi, Inge, Birgit, Kalle, Rüdiger und ich, Bernd. Aufgrund des Wetters fällt die Entscheidung, uns den geplanten Aufstieg zum Edmund-Probst-Haus von der Nebelhornbahn abnehmen zu lassen, nicht allzu schwer. Nach der Einquartierung im Haus folgt bei anhaltendem Regen noch der ca. einstündige Anstieg zum Gipfel des Nebelhorns, sowie am Abend eine erste Tourenbesprechung in der Hütte bei Trollinger, Weißbier und einer ersten vorsichtigen Begegnung mit den Allgäuer Obstwässerchen.

Obwohl das Barometer besseres Wetter verheißt, schüttet es am Sonntag noch wie aus Kübeln, somit verbringen wir den Vormittag mit Rüdigers Skat-blatt, und einer nicht zu unterschätzenden Geschmacksprobe aus Walters Knotenrepertoir an der Decke der Gaststube, was beim Nachahmen einige Kursteilnehmer doch in arge Schwierigkeiten bringt. Trotz der Entscheidung, die für diesen Tag geplante Begehung des Hindelanger Klettersteigs ausfallen zu lassen, ist die Stimmung ausgelassen, wozu sicherlich Gabis eingebrachtes Logical-Spiel seinen Teil dazu beiträgt. Nach einer lachmuskelstrapazierenden Partie „Trivial Pursuit“ am Abend begeben wir uns um 22 Uhr zur Nachtruhe.


 

Das montagmorgendliche Wecken wird sicherlich in die Chronik der Sektion eingehen: Bereits gegen 6 Uhr verkündet Wolfgang, der (wie einige Tourteilnehmer vermuten) die halbe Nacht in einer Fensterbank im Flur der Hütte die Wetterentwicklung beobachtet hatte, dass der Himmel aufreiße.

Natürlich sind alle sogleich hellwach, und um 8 Uhr geht’s dann endlich los Richtung Prinz-Luipold-Haus, das wir gegen 13.30 Uhr, nach einer interessanten Unterweisung Walters in Flora und Fauna des Allgäus, auf unschwierigen Wegen, aber über einige Altschneefelder in bester Laune erreichen.

Nach einem Hüttenobstler und einer kurzen Pause gelingt uns nachmittags noch die Besteigung des Wiedemer Kopfes (2100 m), unserem ersten richtigen Gipfel mit Gipfelschnaps.


 

Nach einem stimmungsvollen Hüttenabend am Dienstag der erste schwerere Brocken der Tour, die Besteigung des 2593 m hohen Hochvogels. Gegen 8.30 Uhr starten wir an der Hütte und gelangen über Altschneefelder und den Kreuzspitzklettersteig um 13 Uhr an das Gipfelkreuz des doch teilweise noch recht verschneiten Hochvogels, der uns eine herrliche Aussicht beschert.

Der Abstieg erweist sich dann auf selben Wegen als eine rechte Rutschpartie, und so kommen einige von uns mit doch recht nassen Füßen und ziemlich erschöpft gegen 16.15 Uhr auf´s Prinz-Luipold-Haus zurück, wo die unermüdlichen Dani, Gabi und Inge noch eine kleine Probekletterei am Fels unternehmen.

Dieser vierte Abend in den Bergen beschert uns einen herrlichen Sonnenuntergang, der dem in dieser Woche oft zitiertem Wetteroptimismus der Gruppe Auftrieb gibt.


 

Der Mittwoch kann wohlgemeint als der Tag mit 1001 Panne betitelt werden. In Voraussicht auf einen langen Übergang zur Kemptner Hütte marschieren wir nach allmorgendlichem Fototermin vor der Hütte um 7. 1 0 Uhr los. Über herrlichen Grashängen mit phantastischen Talblicken nimmt das Unheil gegen 10 Uhr seinen Lauf, als ich mit Walter aufgrund einer kurzen „Präparierungspause“ meiner Hacken zurückbleibe.
Unser ruhig angegangenes Aufholmanöver trifft auf wenig Erfolg, zumal wir bald feststellen, das der Rest der Gruppe einen falschen Weg gewählt hat, nämlich den Abstieg zur „Kasalm“.
Etwa eineinhalb Stunden dauert es, bis Walter die Gruppe auf den rechten Pfad zurückgeholt hat. Um 13 Uhr dann ein zweiter Schlag auf die Gruppenstimmung: Unser Kalle muss aus gesundheitlichen Gründen die Tour abbrechen und ins Tal absteigen.
Der Rest der Gruppe geht weiter über den Gipfelgrat (Rauheck 2385 in, Kreuzeck 2374 in), entlang der deutsch- österreichischen Grenze und gelangt über Schnee- und Geröllfelder über den Fürschießer Sattel gegen 17.30 Uhr nach über zehn Stunden unter gewitterverhangenem Himmel an die schützende Kemptner Hütte, wo uns Wolfgang mit einer erfrischenden Radlermaß überrascht.
Beim Abendessen dann eine gute Nachricht in Form eines Faxes von Kalle, dass er gut in Oberstdorf angekommen sei.


 

Am Donnerstag starten wir um 7 Uhr unter stahlblauem Himmel Richtung Heilbronner Weg. Gegen 9.45 Uhr erreichen wir den Fuß der 2645 m hohen Mädelegabel, die wir in einer dreiviertel Stunde besteigen. Belohnt wird unsere Mühe durch eine herrliche Aussicht auf das Hohe Licht, die Trettachspitze und den gesamten Heilbronner Weg.
Dieser gestaltet sich dann auch aufgrund großer Mengen Altschnees als äußerst schwer begehbar. Das Wetter schlägt uns einige Schnäppchen mit Nebel, Regentröpfeln, Gewitterwolken und Sonnenschein, trotzdem immer wieder herrliche Ausblicke auf die Lechtaler Alpen, die Zugspitze und hinab ins Stillachtal mit Oberstdorf.

Nach einem hochalpinen Abstieg über ein steiles Schneefeld zur Rappenseehütte (2091 m), die wir gegen 16 Uhr erreichen, haben wohl alle an diesem Tag Wassereinbruch in ihren Schuhen erlitten.

Am Freitagmorgen weckt uns Wolfgang wie immer allzu früh mit dem aktuellen Wetterstand, in diesem Falle Regen. Bis 10 Uhr warten wir, dann brechen wir auf in Richtung Mindelheimer Hütte. Um 11 Uhr reißt der Himmel auf, und es wird ein sonniger Tag, der insbesondere dadurch Bemerkenswert wird, dass nach einer großen Pause gegen 13 Uhr in einem Taleinschnitt ein echtes Allgäuer Rindviech Walter die Führung der Gruppe durch einen Bachlauf abnimmt, mit einem freundlichen Muhen den weiteren Weg weist, um uns dann friedlich weitergehend vorbeizulassen.

Die Mindelheimer Hütte erreichen wir gegen 15 Uhr trockenen Fußes; eine fröhliche Kartenrunde, ein sehr nettes Hüttenwirtspaar und ein wunderschöner Sonnenuntergang bescheren uns einen unvergesslichen Hüttenabend.

An den Mindelheimer Klettersteig, der am Samstag auf dem Programm steht, gelangen wir nach Aufbruch um 7 Uhr gegen 9 Uhr. Bei herrlichem Wetter durchsteigen wir ihn teilweise doch mit einigem Herzklopfen trotz regen Betriebes in vier Stunden.
Nach Ankunft auf der völlig überbelegten Fiderepaßhütte verleben wir einen schönen Nachmittag auf der Sonnenterasse, und nach einem phänomenalen Sonnenuntergang gehen wir gegen 22 Uhr schlafen. Der Abstieg nach Oberstdorf wird dann aufgrund von Walters anhaltenden Zahnschmerzen zu einer rechten Hatscherei, und gegen 10 Uhr erreichen wir die Talstation der Fellhornbahn, und der Linienbus nach Oberstdorf entführt Rüdiger und mir den Rest der Gruppe, die teilweise noch am selben Tag in der Silvretta aufsteigen wollen.


 

An dieser Stelle noch ein Wort zum Thema Hütten im Allgäu. Sicherlich darf man in den Bergen keine allzu großen Ansprüche stellen, Versorgung durch Hubschrauber oder Hüttenüberbelegung sind nur zwei Beispiele, die die Problematik vieler Hütten verdeutlichen.

Was uns allerdings teilweise an Unverschämtheiten des Personals bzw. auf dem Prinz-Luipold-Haus geboten wurde, oder aber auf der Rappenseehütte, wo selbst nach mehrmaligem Bitten der Trockenraum nicht eingeheizt wurde, obwohl unsere Sachen völlig durchnässt waren, oder auf der Fiderepaßhütte, wo wir trotz Anmeldung im Winterlager untergebracht waren, das durch das vom Dieselaggregat erzeugten unzumutbarem Lärm kaum bewohnbar war, so etwas entspricht sicherlich nicht dem Gedanken der Alpenvereine, seinen Mitglieder und anderen Bergfreunden Übernachtungsmöglichkeit und Stützpunkt für Touren in den Bergen zu bieten.

Empfehlen, und somit auch Zeichen dafür das es auch anders geht, können wir sicherlich die Kemptner-, die Mindelheimer Hütte und das Edmund-Probst-Haus.

Es gäbe sicherlich noch viel zu diesem Thema, aber auch zu dieser Woche „Allgäuer Höhenwege“ zu schreiben.
Mir bleibt zum Schluss nur noch, mich bei allen Beteiligten, allen voran bei unseren „Bergführern“ Wolfgang und Walter, der trotz offensichtlich starker Zahnschmerzen die Gruppe jederzeit sicher geführt hat, für eine (ich denke, da spreche ich im Namen aller) unvergessliche Woche zu bedanken, die sich glaube ich besonders durch eine tolle Stimmung und einen Zusammenhalt der Gruppe ausgezeichnet hat, der seinesgleichen sucht. So macht Bergsteigen Spaß, bitte mehr davon!

Bernd


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