Sektion Hildesheim des
Deutschen Alpenvereins (DAV) e.V.

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Berghütten

DAV-Hildesheim

1998: Wanderung im Rätikon


25.07.1998 bis 31.07.1998

Samstagmorgen 2.00 Uhr: Udo, Helmut, Rüdiger, Claudia, Barbara, Martin, und ich werden von Wolfgang und seinem Toyotabus abgeholt. Nach einem reichhaltigen Frühstück morgens um 5.30 Uhr in Feuchtwangen geht es weiter bis Schruns. Hier sind wir mit Ingeborg verabredet, die schon eine Woche in den Ötztaler Alpen verbracht hatte und nun fußtüchtig voranschreiten kann. Von Tschagguns (687 m) fahren wir mit dem Sessellift hoch hinauf bis Grabs (1365 m). Die ersten 500 Höhenmeter sind sozusagen im Flug bewältigt.

Der Rucksack wird gesattelt und es soll losgehen. Doch da zaubert Martin 1 Flasche Sekt zur Begrüßung aus dem Rucksack…. und dann aber – 900 Höhenmeter durch buntblühende Wiesenfelder über Almen und mit Sonnenschein. Der Gedanke, die kurze Hose anzuziehen, hat sich dann doch schnell erledigt, da das Wetter in Regen und dichtem Nebel umschlägt. Nach dreistündiger Wanderung stehen wir plötzlich vor der Tilisunahütte. Vollgestopft mit Wandersleuten – aber unsere Lager sind uns sicher.

Der Sonntag Morgen überrascht uns mit herrlichem Sonnenschein und strahlend blauem Himmel – so wie wir uns Wanderwetter in den Bergen wünschen. Vor uns liegt die Sulzfluh (2812 m) – das soll heute unser Wanderziel sein. Mit leichtem Gepäck, über Felsplatten und tatsächlich doch einem kleinen Schneefeld stapfen wir auf den Gipfel zu. Das schöne Wetter hat viele Wanderer aus der gesamten Umgebung herangelockt und das Gipfelkreuz ist umlagert (klingelt da ein Telefon?). Der Abstieg erfolgt über einen steilen Geröllhang – später zwischen saftigen Blumenwiesen hindurch – zur Tilisunahütte zurück. Den restlichen Nachmittag verbringen wir dösend in der Sonne – dabei lauthals schlemmend über sämtliche Leckereien dieser Erde (grüne Bohnen mit frischem Knoblauch, warmer Apfelstrudel mit Vanillesoße oder lieber mit Sahne etc.) Zum Abendessen werden unsere gedanklichen Schlemmereien belohnt – es gibt ein super Essen und natürlich einen Obstler zur Verdauung. „Schlaft gut – mit Stirnlampe oder lieber doch ohne … ?“

Abmarsch 8:00 Uhr: heute wollen wir über den Grubenpaß zur Garschinahütte. Nach einer halben Stunde gemütlichen Gehens – vor uns eine dunkle Wolkenwand und die ersten Regentropfen. Rucksack in Windeseile ab und Regensachen schnell übergezogen. Schon stehen wir im Regen. Somit ergibt sich wohl oder übel ein Hüttentag: essen – schlafen – Mensch ärgere dich nicht spielen – (der Arztroman von Heinz Konsalik ist so spannend, Ingeborg ist völlig abgetaucht) – Karten- und Kompaßkunde durch Martin.


 

Der nächste Morgen: Wolfgangs Prophezeiungen haben sich nicht bestätigt: „Wenn die Kühe aus dem Tal aufsteigen, wird das Wetter schön“. Also dann – im Nebel und leichtem Regen durch das Drusentor. Ziel ist diesmal der Hauptgipfel der drei Türme – die wir bisher im Nebeldunst erahnen können. Kurz vor dem Gipfel zwingt uns ein heftig einsetzender Regenschauer zur Umkehr. Bereits am frühen Mittag ist heute das Etappenziel, die Lindauer Hütte, erreicht. Und dann haben wir doch noch Glück – die Sonne! Jetzt aber schnell wieder in die Wanderschuhe, die inzwischen in dem Trockenraum gut abgetrocknet sind. In steilen Kehren wandern wir den Grashang hinauf auf die Geißspitze (2311 m). Aber Vorsicht! – eine vielbegangene Strecke fürs Viehzeug (sehr glitschig und voll tierischer Gerüche – ist schon klar, woher der Berg seinen Namen hat). Auf einem Kammweg in luftiger Höhe ziehen wir weiter über den wilden Mann zurück zur Lindauer Hütte. Durch immer wieder aufziehende Nebelschwaden ist die Aussicht zwar eingeschränkt, aber dennoch war es für alle ein schöner Nachmittag. Der Tag endet in gemütlicher Runde.

Nach dem Frühstück erfolgt erst das allmorgendliche Gruppenfoto vor der Hütte. Heute wollen wir über das Schweizer Tor zum Lüner See und von dort auf die Totalphütte (2385m).

Mal wieder begleitet von Regen, Nebel und kaltem Wind geht es bergauf – bergab. Schade, die Aussicht wäre bestimmt wunderschön – seufz. Am Lüner See scheint die Sonne und es wird merklich wärmer. Nach einer Jause mit Trinkjoghurt und Speckbrot, möchte ein Teil der Gruppe noch zur Staumauer. Die anderen aus der Gruppe streben den Berg hinauf zur Totalphütte. Ein steiler Anstieg wird natürlich belohnt mit Germknödel, Apfelstrudel oder Flädlesuppe und einer herrlichen Aussicht. TrotzHochbetrieb werden wir hier freundlich mit Speis und Trank versorgt. Der Hüttenwirt und die Küchengeister beherrschen ihren Job souverän.


 

Der Donnerstagmorgen kündigt einen prächtigen Tag an. Bei strahlendem Sonnenschein wollen wir heute auf die Schesaplana (2965 m), den höchsten Gipfel des Rätikons. Der Anstieg erfolgt über Fels und Stein. Am Gipfel angekommen weht ein eisiger Wind – schnell ziehen wir Mütze und Handschuhe über.

Die Schesaplana bietet uns eine überragende Aussicht. Alles, was in dieser Gegend Rang und Namen hat, steht am Horizont herum – von den Lechtaler Alpen bis zu Verwall, Silvretta, Ötztaler Alpen, Bernina sowie den Bündner. Eindrucksvoll ist die nähere Umgebung mit den wuchtigen Felsmassiven von Sulz- und Drusenfluh und dem wilden Horn der Zimba.

Bevor die Hände völlig vor Kälte erstarrt sind, machen wir uns auf den Abstieg zur Mannheimer Hütte (2679 m). Vor uns liegt der Brandner Gletscher.

Der sanfte Firnhang soll nahezu frei von Spalten sein. Wir nehmen den direkten Weg über den Gletscher. Für manch eine/n aus der Gruppe wird es eine Rutschpartie – andere wiederum laufen flotten Schrittes voraus – immer die Mannheimer Hütte im Blick. Nach einer kurzen Stärkung und Belegung der Lager wandern wir auf den Panüler Kopf (2859 m). Von hier haben wir einen freien Blick ins Brandner Tal und genießen den Tag bis zum Abendessen.


 

Nach einem enttäuschendem Frühstück (der Kaffee ist sehr knapp bemessen) und auch noch schlechtem Wetter – gehen wir im Nebel über den Brandner Gletscher. Keine Sicht- das Eis z.T. spiegelblank und glatt – jeder Schritt will gut gesetzt sein – (und schon rutscht Helmut auf dem Hosenboden davon). Inzwischen kann man die Hand vor Augen kaum noch sehen, bloß den Anschluss an die Gruppe nicht verlieren.

Doch Martin hält uns alle dicht beisammen. Ist da ein Wegzeichen? Nein, mehr rechts halten oder doch lieber mehr links?
Und wieder wird die Karte hervorgeholt. Martin läuft ein Stück voraus – hier muss doch irgendwo ein Zeichen sein. Wir haben Glück – die Richtung stimmt. Im Gänsemarsch marschieren wir hinter Martin über die Randmoräne auf den Liechtensteiner Höhenweg zu.
Der Liechtensteiner Höhenweg ist ein z. T. gesicherter Steig in luftiger Höhe. Ich bin froh über die „Nebelsicht“, so dass ich die Tiefe unter mir zwar spüre, aber nicht direkt sehe. Nach sechsstündiger Wanderung – über die kleine und große Furka – erreichen wir die Pfälzer Hütte.

Eine kleine gemütliche Hütte – heute umgeben von dicken Nebelschwaden, die aus dem Tal heraufziehen. Mit viel Spaß, Gelächter und einigen Obstlerrunden beenden wir unseren letzten Hüttenabend.


 

Samstagmorgen: nach zwei Stunden Abstieg kommen wir in das kleine Bergdorf Nenzinger Himmel. Ein beschaulicher Ferienort, der nur in der Sommersaison existiert. Kein Autoverkehr beherrscht hier das Straßenbild – Urlaub und Entspannung in völliger Abgeschiedenheit. Doch unser Urlaub ist leider zu Ende. Mit einem Großraumtaxi fahren wir zurück nach Schruns. Wir nehmen Abschied von einer insgesamt abwechslungsreichen Wanderwoche – ein wenig getrübt durch die schlechten Wettertage – aber schön war es doch. Im Namen der Gruppe möchte ich Martin für die Führung und Tourengestaltung herzlich danken.

Renate Beer


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