Sektion Hildesheim des
Deutschen Alpenvereins (DAV) e.V.

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Berghütten

DAV-Hildesheim

2003: Die unbekannte Pala – oder „ich höre Stimmen“


Nachdem noch am Tag vor der Tour Martina H. aus Gesundheitsgründen absagen musste, starteten wir zu dritt (Martina S., Margarete und Claudia) mit unserem Tourenleiter Uli in die unbekannte Pala.

Um 14.30 Uhr kamen wir auf der Hütte Capanna Cervino, nur 10 Gehminuten oberhalb des Passo Rolle, an und bezogen die gemütlichen 3er und 1er Zimmer mit hohen Betten und dicken Federbettdecken.
Der Blick aus dem Fenster auf die Cimon della Pala (3129 m) war gigantisch. Sogar eine Dusche war
vorhanden, so dass wir frisch in die Wanderwoche starten konnten.
Nach einem kurzen Einkauf auf dem Passo Rollo wurde noch der Hausberg Castellaz (2333 m) erwandert.

Ein weiterer Personenschwund stellte sich bereits am ersten Morgen beim Frühstück ein: der Wecker von Uli hatte nicht geklingelt und so warteten wir vergeblich auf ihn, bis wir ihn weckten. Da wir nur eine kurze Tagesetappe vor uns hatten, ließen wir den Tag gemütlich angehen und widmeten uns erst noch einmal genüsslich dem Frühstück mit Crossaints, Brot, Käse und Salami.


 

Das war auch gut so, denn auf den anderen Hütten gab es – wie in Italien üblich – ein eher kärgliches Frühstück mit Pappbrötchen und ein wenig Marmelade.
Frisch gestärkt und frohen Mutes ging es bei gutem Wanderwetter über die Segantini-Hütte immer mit Blick auf die Cimone della Pala auf einem leichten Umweg um den Monte Mulaz über Wiesenwege mit zahlreichen Murmeltieren zur Mulaz-Hütte.

Außer uns waren kaum Wanderer unterwegs, und so war es etwas verwunderlich, als Martina sagte „Ich höre Stimmen“. Nach einigem Umsehen sahen wir einige Kletterer in der Wand vor uns. Kurz vor der Hütte zog das Wetter zu und Nebel kam auf.

Nach der Zimmerbelegung ging es noch einmal auf einen kleinen Erkundungsgang um die Hütte und während Martina und Uli noch den Hausgipfel Monte Mulaz (2906 m) bestiegen, setzten Margarete und ich uns in den Aufenthaltsraum der Hütte, wo es sich gerade eine DAV-Wandertruppe aus dem Ruhrpott mit ihrem Tourenleiter gemütlich machte.
Leider blieb es nicht so gemütlich, denn der Tourenleiter verteilte erst einmal Textbücher an seine Truppe und holte seine Gitarre hervor, um etliche Lieder zum besten zu geben – in dem kleinen Raum viel zu laut.
Vor der Hütte waren derweil einige Steinböcke mit Halsband eingetroffen, die weder Menschen- noch Hundescheu waren. Vermutlich werden sie ausgewildert.


 

Am nächsten Morgen ging es gleich heftig zur Sache – eine steile Scharte musste erklommen werden. Als wir oben ankamen, fing es leider an zu regnen und hörte bis abends nicht mehr auf.
Über seilgesicherte Steige und Grashänge ging es dann – immer die Pala-Hochebene zur linken – zur Rosettahütte (2580 m). Und – Überraschung: auch dort war die Wandertruppe aus dem Ruhrpott wieder (genau wie wir für 2 Nächte) und gab wieder ihre Lieder zum besten.

Am Dienstag hatten wir einen sehr schönen aber anspruchsvollen Klettersteig vor uns: den Bolver Lugli. Dazu mussten wir aber erst einmal bis auf 2250 m absteigen, immer unter der Seilbahn entlang, um zum Einstieg zu gelangen.
Dort angelangt, hie ß es erst einmal anrödeln und vor allem Helme auf, denn es hieß wieder „Ich höre Stimmen“. Und richtig: kurz nach uns kamen einige Sachsen, die wir im letzten Jahr schon auf der Berti-Hütte in den Sextener Dolomiten getroffen hatten. Soviel zur „unbekannten Pala“.
Leider fing es wieder an zu regnen, als wir eine gute Stunde im Klettersteig waren. Wir hielten trotzdem durch und erreichten bei leichtem Schneefall die Biwakschachtel Fiamme Gialle auf 3005 m. Den Aufstieg zum Cima della Vezzana sparten wir uns aufgrund des Wetters.
Zurück zur Hütte ging es dann durch Schuttrinnen und mit leichten Blockklettereien. Der Regen hatte zwischenzeitlich auch aufgehört, sodass wir nicht allzu nass an der Hütte ankamen.
Wieder erwartete uns nach dem Abendessen ein „musikalischer Abend“.

Als Mittwoch morgen die Sonne schien, hofften wir trotz des starken Windes auf besseres Wetter. Ein knapp unter der Hütte genommener Abschneider (um nicht allzu viel Höhe zu verlieren) erwies sich als Sackgasse und so ging es erst einmal abwärts
um am Passo di Ball (2449 m) an den Einstieg des Nico Gusella Klettersteiges zu gelangen.


 

Hier begegneten wir den Sachsen vom Vortag wieder. Das zeigte uns noch einmal deutlich, dass die Pala ein doch eher kleines Gebiet ist.

Da die Ferrata Vecchia nicht ausgeschildert war, folgten wir dem Wegweiser zur Velo-Hütte und gingen somit den Velo-Klettersteig, der eigentlich erst für den kommenden Tag geplant war. Ein sehr schöner Steig.
Bei sehr schönem Wetter und blauem Himmel, aber viel Wind, kamen wir gegen 16.20 Uhr auf der Hütte Velo della Madonna (2358 m) an.
Während Margarete und ich uns in der Hütte etwas Ruhe gönnten, machten sich Martina und Uli auf den obligatorischen Weg zum Hausberg.

Die Hütte schien frisch renoviert zu sein, hatte nicht nur Stehklos und sogar eine Dusche, was ich in dieser kargen Gegend nicht vermutet hatte.

Wir bezogen wieder ein gemütliches Viererzimmer und es gab auch überraschend gutes Essen. Außer uns waren nur noch 2 Wanderer, die wir auch schon auf der Rosettahütte gesehen hatten, und eine 6-köpfige Klettergruppe auf der Hütte, von denen einer auf einem Gitarre ähnlichem Instrument sehr leise Musik spielte, so dass man sich trotzdem noch unterhalten konnte. Ein sehr schöner Abend.
Beim Blick aus dem Zimmerfenster wurde man noch mit dem beleuchteten San Martino belohnt.

Bei blauem Himmel ging es am Donnerstag wieder zurück über den Velo-Klettersteig. Anschließend folgte der Porton-Klettersteig, der erst in einer Felsschlucht abwärts führt, bevor er später zur Pradidali-Hütte (2278 m) führt.

Da wir merkten, dass wir die vorgesehene Gehzeit ziemlich überschritten hatten, überlegten wir, ob wir auf der Pradidali-Hütte nächtigen sollten, denn bis zur Treviso-Hütte sollten es noch 5 Stunden sein.

Derweil zog der Himmel immer mehr zu und gerade, als wir den Klettersteig verließen und es nur noch 10 Minuten bis zur Hütte waren, fing es wieder an zu regnen.

Aber es sollte noch schlimmer kommen. Wir hatten uns gerade hingesetzt, um zu überlegen, wie es weitergehen soll, da fing ein Gewitter mit Graupel- und Hagelschauer an und die Gegend um die Hütte war im Nu weiß. Dabei herrschte ein regelrechter Sturm.


 

Bereits nach 1 Stunde war der Himmel wieder so blau, als wäre gar nichts gewesen, nur der Graupel um die Hütte zeugte noch von dem Unwetter.
Die Sonne schien aus allen Knopflöchern und so entschieden wir uns, zur Rosettahütte zu gehen, die nur 2 ½ Stunden entfernt lag.

Leider war der Graupel durch die Sonne leicht angetaut und durch den starken Wind leicht überfroren, so dass der Weg eine Eierei bei sehr starkem Wind wurde.
Die Bergwelt um uns sah fantastisch aus: Leicht überzuckert bei blauem Himmel und Sonnenschein. Wie bei einer Winterwanderung waren wir alle vermummt, genossen aber die herrliche Wanderung zur Rosettahütte, an der wir p ünktlich zum Abendessen ankamen.

Bei dem überfrorenen Graupel war an irgendwelche Bergtouren nicht mehr zu denken und so beschlossen wir, am Freitag zurück zum Passo Rolle zu gehen und nach Hause zu fahren.

Am Freitag morgen war es immer noch stürmisch und wir gingen unterhalb der Seilbahn entlang und am Einstieg zum Bolver Lugli vorbei über den Passo Rollo zurück zur Capanna Cervino Hütte. Dort um 11 Uhr angekommen, fuhren wir mit dem Auto gen Heimat.

Fazit: Eine sehr schöne Gegend mit herrlichen Klettersteigen, die man allerdings in einer Woche durchwandert hat.
Man geht allerdings häufig am Außenrand des Gebirges entlang und bekommt somit auch etwas von der Zivilisation (Straßenlärm, Motorsägen etc.) mit, was mich aber nicht störte, denn somit hatte man auch einen wunderbaren Blick auf ferne Berge. Von ein paar Wanderern und Kletterern abgesehen, waren wir fast immer allein unterwegs.

Die Gegend um die Trevisohütte haben wir leider nicht kennen gelernt, vielleicht wäre dort noch einiges sehenswertes gewesen.


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