2008: Felsklettern für Anfänger und Fortgeschrittene
Felsklettern für Anfänger und Fortgeschrittene Vom 5.-11. Juli 2008
Inzwischen etwas fortgeschritten?
Ein Bericht von Frank Wieltsch
Nach zwei Jahren wurde endlich einmal wieder eine Tour „Felsklettern für Anfänger und Fortgeschrittene“ angeboten. Vom 5.-11. Juli fand sie in den Dolomiten an der Sella statt.
Nach zehnstündiger Autofahrt erreichten wir (Sinikka, Steffi, Patrick und ich) als Nachzügler unser Quartier Rifugio Carlo Valentini, dessen Sonnenterrasse jetzt zu unserer Erholung genau richtig war.
Deutlich entspannt, schon gebräunt – oder aber auch knallrot – gesellte sich der andere Teil unserer Gruppe (Alina, Kirsten, Claudia, Jürgen, Christian und Andreas) zu uns. Sie kamen gerade von einer Klettersteigtour auf den benachbarten Col Rodella zurück. Der unermüdliche Andreas weckte uns Nachzügler sofort aus unserer fahrtbedingten Lethargie und verordnete uns Kletterübungen in der Steinernen Stadt. Bei dem herrlichen Wetter eine Wohltat nach der langen Autofahrt.
- wichtig beim Klettern – entschlossen gucken
Für den nächsten Tag stand „Vorstiegsklettern mit Nachsicherung“ auf dem Programm. Leider schlug im Laufe des Vormittags das Wetter um. Natürlich hing ausgerechnet ich oben in der Wand, als starker Regen – vermischt mit Hagel – einsetzte. Leicht verwundert konnte ich das plötzlich so gekonnte schnelle Abseilen der anderen beobachten.
Im Nu war der Felsen menschenleer und – ungewollt – war es mir vergönnt, wertvolle und unverzichtbare Erfahrungen beim Abbau eines Standes und Abseilen bei Kälte und Nässe zu sammeln.
Unten wurde ich von meinen „mitfühlenden“ Mitkletterern empfangen, die unter einem sie vor dem Unwetter schützenden Überhang auf mich warteten.
Am Nachmittag protzte ich in der hauseigenen Boulderhalle mit einigen Dynamik-Übungen. Patrick konterte mit Bouldern bis zum Abwinken. So hatten wir trotz des Regens jede Menge Spaß.
Am dritten Tag herrschte veränderliches, aber weithin trockenes Wetter, so dass wir über den Friedrich-August-Weg zur Plattkofel-Hütte wanderten. Die Stimmung war ausgelassen. Auf dem Rückweg entging ich nur knapp einer schweren Fußverletzung, als ich aus einer Laune heraus mit Alina einige Foxtrottschritte demonstrierte. Der Abdruck ihrer Schuhsohle zierte noch tagelang meinen linken Wanderstiefel. Tja, Übermut tut selten gut! Wegen schweren Regens waren wir nachmittags wieder gezwungen zu bouldern.
Glücklicherweise war dann am vierten Tag besseres Wetter, so dass der Stevia-Klettersteig in Angriff genommen werden konnte. Aus Naturschutzgründen darf er zwar nach den Bestimmungen der Region Südtirol nicht bestiegen werden. Damit es den Klettersteig dennoch dort geben kann, lässt ihn die Gemeinde Wolkenstein einfach erst 3m höher beginnen.
Eine typisch italienische Kompromisslösung!
Alles verlief optimal! Aufstieg bei bedecktem Himmel, Ausruhen auf der Sonnenterrasse der Stevia-Hütte bei leichtem Wind, Abstieg bei schönstem Wetter mit „Bräunungseinlage“ (mit freiem (!) Bauchnabel) auf einer Almwiese. Patrick outete sich als Botanikfan und fotografierte jede zweite Blume.
Am fünften Tag meisterten Sinikka, Andreas, Christian und Patrick die Stegerkante am Ersten Sellaturm und warteten dann mehrere Stunden auf zwei 3er-Seilschaften, nachdem diese – von Claudia und dem stolzen Verfasser geführt – den Gipfel über die Kaminführe bezwungen hatten. Ohne Zwischenfälle konnte der Abstieg über den „Normalweg“ erfolgen. Der von Patrick gespendete Grappa rundete neun Stunden intensiver Erlebnisse ab.
Am nächsten Tag bestiegen Jürgen, Claudia, Sinikka, Alina und Steffi den Pisciadù-Klettersteig, die übrigen den Pößnecker. Beide Klettersteige waren sehr stark frequentiert. Viele Kletterer drängelten von hinten – manche überholten sogar.
Die letzten vierhundert Höhenmeter hinauf auf den Piz Selva waren für mich äußerst anstrengend. An meiner Kondition kann es keinesfalls gelegen haben! Oder?
Eine Belohnung für die Mühen erhielt ich durch den vom Gipfel aus grandiosen Panoramablick über die Dolomiten. Keine Wolke trübte die herrliche Fernsicht!
Diesem Erlebnis folgte ein strammer Marsch durch die Mondlandschaft des Sella-Hochplateaus. Der Abstieg führte über Schneefelder durch das beeindruckende Pisciadù- Tal. Wer glaubt, dass man unbedingt Skier braucht, um in lockeren Schwüngen über ein Schneefeld bergab gleiten zu können, hätte zusehen sollen, wie Andreas auch mit Trekkingstöckern und Profilsohlen im Stil eines Spitzenskiläufers elegant den Hang hinunterwedelte. Ich selbst benutzte dafür mehr meinen Hosenboden!
Zusammen mit Claudias Gruppe, die wir auf der Pisciadù-Hütte getroffen hatten, stiegen wir über den gewaltigen Canyon des Val Setus ab.
- zufrieden im Val Setus
Abends feierten wir Andreas` Geburtstag. Alina brezelte sich extra dafür auf. Als sie den Gemeinschaftsraum mit ihrem karminroten, seidigen Kurzen und Highheels (neuartige Kletterschuhe?) betrat, wurde es schlagartig andächtig still. Sie sah einfach atemberaubend aus. Die Stimmung dieses Abends war nicht zu überbieten.
Wider Erwarten hielt sich das gute Wetter und wir konnten am nächsten Tag von der Toni Demetz-Hütte aus den Langkofel umwandern. Während einer Pause führten Andreas und Christian ihre Bäuche vor. Einfach sensationell!!!!
Auch wunderte sich sicherlich manch frohgemuter Wandersmann über ein zwischen den Grashalmen aufragendes Hinterteil!
Es gehörte zu Patrick, der in tiefster Gangart wieder einmal seiner Lieblingsbeschäftigung frönte – dem Fotografieren von Blumen (oder diesmal Unkraut?)!
Schlechtes Wetter kündigte sich an und wir sahen zu, dass wir so schnell wie möglich zu unserer Unterkunft zurückkamen. Nur Patrick und Christian meinten unbedingt noch einmal in der Steinernen Stadt klettern zu müssen. Aber kaum hing ihr erstes Seil, rannten sie wieder zurück zum Rifugio – wie erwartet, durch Regen, Sturm und Gewitter! Selbst schuld!
Mit Vorbereitungen für die Rückreise ließen wir den Nachmittag verstreichen.
Wieder einmal hat sich gezeigt, dass auch der alpin völlig unerfahrene Kletterer von Claudia und Andreas optimal betreut wird.
Ganz herzlichen Dank!
Ich bin sicher, dass die meisten der Teilnehmer bei der nächsten Felsklettertour wieder dabei sein werden.
Ich bestimmt
Frank Wieltsch
- im Stevia-Steig
- Ausbildungseinheit Knotenkunde
- Erster Sellaturm – Stegerkante
- Erster Sellaturm – in den Südkaminen
- Abstieg vom Ersten Sellaturm
- Piz Ciavazes vom Pößnecker
- Gipfelblick am Piz Selva
- letzte Meter zur Sonnenterrasse
- Ciavazes und Sellatürme
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