Sektion Hildesheim des
Deutschen Alpenvereins (DAV) e.V.

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Berghütten

DAV-Hildesheim

2008: Rätikon


Wege und Klettersteige vom 11.7 bis 18.7.2008

Ein Bericht von Bernhard Kaiser (Tourenführer)
Regen, Schnee und ein bisschen Sonne
Klettersteige einmal nicht in den Dolomiten, sondern im heimatnahen, schnell erreichbaren Rätikon, das war unsere gemeinsame Idee. So gestaltet sich unsere Anfahrt auf der A 7 in Richtung Bregenz denn auch problemlos. Nach und nach treffen alle Fahrgemeinschaften an der Talstation der Golmbahn in Vandans/Montafon ein. Die erste Sektion der Bahn ist wegen des Baus einer Rodelbahn außer Betrieb. Kein Problem – ein kostenfreier Shuttlebus bringt uns hinauf zur Mittelstation, wo sich uns bei bestem Bergwetter ein herrliches Panorama erschließt. Mühelos schweben wir nach oben und machen uns auf den Weg zur Lindauer Hütte.

Von weitem grüßen bereits die berühmten Drei Türme, die Sulz- und Drusenfluh. Wir werden vom Hüttenwirt und seiner Mannschaft freundlich empfangen und genießen den ersten Hüttenabend. Das Wetter soll umschlagen, so die Prognose, also schnell noch ein paar Fotos von der herrlichen Kulisse gemacht. Tatsächlich erwartet uns nach der ersten Nacht ein trüber Tag. Doch wir lassen uns nicht aufhalten und nehmen das erste Ziel ins Visier. Heute soll es der Gauablickklettersteig auf die Sulzfluh(2818 m) sein. Einsam wandern wir auf steilen Pfaden zum Einstieg. Doch das Bergsteigerglück ist uns nicht gewogen, die Elemente brechen los, gewaltige Schauer verwandeln den Einstieg in einen Wasserfall. Umkehren wollen wir nicht. So nehmen wir den Normalweg über steile Firnfelder hinauf zur Sulzfluh. Auf einem interessanten löchrigen Karstplateau steigen wir zur Tilisuna Hütte ab, stärken und wärmen uns auf. Dann geht es im strömenden Regen zurück zur Lindauer Hütte.
Der Blodigrinnenklettersteig auf die Drusenfluh, den wir als nächstes angehen wollen, liegt noch tief im Altschnee begraben, außerdem regnet es noch immer. Es bleibt ein Gammeltag zum Relaxen, Lesen und Kurztrips in den Alpengarten der Hütte und die nähere Umgebung.
Am vierten Tag steht ein Hüttenwechsel an, die Totalphütte (2385 m) ist unser Ziel. Auf dem Rätikon-Höhenweg- Nord gehen wir über den Öfenpass zum Lüner See. Eine echte Prüfung erwartet uns. Es schneit wie im Winter, eisiger Wind malträtiert unsere Gesichter. Leider nehmen wir von der Nebel verhangenen Gegend nur wenig wahr. Dazu kommt der Gegenanstieg zur Totalphütte. Wir trocknen unsere durchnässten Sachen und werden von einem leibhaftigen Sherpa aus Nepal, der Deutsch spricht, bedient. Schnell schmieden wir in unserer Bier- und Schnapslaune Trekkingpläne für Nepal.

Eine tief verschneite Winterlandschaft mit einen halben Meter Neuschnee und gleißende Sonne lockt uns früh aus den Betten. Wir wollen die Schesaplana (2965 m) besteigen. Draußen auf der Terrasse erfreut sich der Sherpa an der Arbeit mit der Schneefräse, endlich ein bisschen Abwechslung vom öden Hütten- und Bedienalltag. Von einem Steig war die Rede, aber dieser verbirgt sich unter hohem Schnee. Wo also gehen? Der Hüttenwirt rät wegen Lawinengefahr den Winterweg zu nehmen und beschreibt diesen ausführlich. Alle Gruppen lauern. Wer geht als erster? Wir machen uns auf den Weg, ich breche als „Schneepflug“ gelegentlich bis zur Hüfte durch den weichen Schnee. Das Gelände am Gipfelaufbau wird steiler. Jürgen R., Mirjam und Kirsten lassen sich den Gipfel nicht entgehen und quälen sich nach oben. Die anderen machen 100 m unterhalb des Gipfels kehrt. Nach einer Stärkung auf der Hütte wandern wir in einer herrlichen Winterlandschaft zur Heinrich Hueter Hütte. Dort lockt uns der Saulakopf mit seinem neuen schwierigen Klettersteig durch die Ostwand. Die Heldinnen und der Held von der Schesaplana machen sich ans Werk. Wir anderen nehmen den alten Steig in Angriff, Treffpunkt ist der Gipfel. Es hat sich gelohnt, schon der zweite schöne Tag. Gemeinsam steigen wir zur Hütte ab.
Ein Tag steht uns noch bevor, das Wetter soll sich schon wieder ändern. Oberhalb der Hütte thront die Zimba, eine majestätische Felspyramide, das Matterhorn und Wahrzeichen des Vorarlberg. Über den Neyerklettersteig wollen wir hinauf und den alten Zimbasteig wieder hinunter. Doch es bleibt bei guten Vorsätzen, auch hier ereilt uns in luftiger Höhe der Nebel des Grauen und wir drehen ab.
Der Abschiedsabend mit der traditionellen Laudatio auf den Tourenführer steht an. Wir klopfen uns gegenseitig auf die Schultern. Trotz widriger Umstände haben wir die Runde geschafft und kehren mit neuen Eindrücken und tollen Inspirationen für das nächste Jahr in den Alltag zurück. Am nächsten Tag bringt uns der Talbus durch das schöne Rellstal zum Ausgangspunkt zurück.
Bernhard Kaiser

Mit dabei waren: Antje Sarstedt, Mirjam Rieker, Kirsten Krok, Heinz Nitzschke, Robert Neumann, Norbert Kahnt, Jürgen Ruberg, Jürgen Zingel und Führer Bernhard Kaiser

Fotos: Jürgen Ruberg und Bernhard Kaiser


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