2009: Hütten und 3000er im Nationalpark Stilfserjoch (Südtirol)
Wanderung vom 18. – 24.07.2009
Samstag – und Ferienzeit… wir starten um 4 Uhr in Hildesheim. Wir sind Lothar, Michael, Jannek, Wolfgang, Marian, Laura, Oliver, Matthias und Olaf. Der Tag fängt „gut“ an. Strömender Regen. Dennoch große Vorfreude in Anbetracht der Wetterprognosen für Südtirol! Ankunft in Goldrain im Vinschgau ist gegen 14 Uhr vorgesehen. Danach Fahrt mit dem letzten Bus ins Martelltal. Tatsächlich sind wir um 19.30 Uhr in Goldrain. Dauerregen und eine Baustelle von 150 m Länge vor dem Fernpass mit Ampelschaltung kosten uns Stunden. Dennoch wird das Wetter am Reschenpass besser. Das freut uns und wir starten mit den Autos durch bis ins Martelltal. Nach einem kurzen Aufstieg erwartet uns Uli, der Wirt der Zufallhütte, gegen 21 Uhr noch mit einem tollen Menue. Allerdings hat er Bedenken, dass ich noch mehr Leute wie Wolfgang dabei habe (Stichwort „Melissentee“). Der Rundblick vor der Hütte verrät, was hier bis mittags so los war. Schnee wie im Frühling an den Hängen!
Frühstück… Lothar begrüßt den Tag. Für ihn seien die Semmeln „der Himmel auf Erden“… Ja, aber wohin mit den Autos? Nicht noch einmal Stress am Abreisetag. So beschließen wir, die Fahrzeuge wieder ins Tal zu bringen. Der „Helldriver“ des Martelltals bringt uns im Anschluss wieder ein Stück mit dem Bus zurück. Den zum Einstieg vorgesehenen Marteller Höhenweg gehen wir nun in anderer Richtung. Wie sich zeigt, war das aber eine gute Entscheidung. Wir haben so immer das herrliche Panorama vom Talschluss des Martells vor Augen. Schöne Bauernhöfe und herrliche Vegetation begleiten den Weg. Pünktlich zum Menue treffen wir wieder in der Zufallhütte ein. Nach einem guten Roten geht’s dann ab unter die Duschen und ins Lager.
Am nächsten Tag steht der erste 3000er an. Die Vordere Rötspitz mit 3.032 m lockt! So ziehen wir los. Vorbei am alten Staudamm des Martelltals, gebaut aus Natursteinen und heute eine Idylle. Murmeltiere sind in der Nähe. Wir bewundern noch einen der vielen Wasserfälle uns steigen stetig bergauf. Teilweise erscheint uns der Aufstieg die „reine Luftlinie“. Kurz vor dem eigentlichen Gipfelaufstieg lassen wir die Rücksäcke zurück. Der Schnee in der Aufstiegsrinne sieht nicht einladend aus. Wir stellen fest, dass die Sicherungen schon nach kurzer Zeit zugeschneit und vereist sind. So wählen wir eine Querung und einen inoffiziellen Weg auf den Gipfel. Diese erschwerte Situation spaltet unserer Gruppe. Ein Teil geht wieder zurück zu den Rücksäcken und wartet die Entwicklung ab. Diese Entscheidung wird respektiert. Der andere Teil genießt das Gipfelglück mit einem grandiosen Rundblick. Erstmal lässt sich hier auch das „Dreigestirn“ Königsspitze, Zebru und Ortler blicken. Zurück zu den Rucksäcken hören wir schon mal „Wäre ich man doch…“. Immerhin wurde aber in der Zwischenzeit festgestellt, dass Schlüssel Nummer 15 aus der Zufallhütte noch bei uns ist. Ich rufe Uli an und er lässt den „Übeltätern“ Zeit bis zum anderen Morgen… Weiter geht es über viele Schneefelder vorbei an Bergseen und vorbei an Schranferner und Ultenmarktferner zur Marteller Hütte. Unterweg ist noch „Umweltfrevel – learning by doing“ angesagt. Wegen Schnee queren wir sensiblen Hangbewuchs – nicht zur Nachahmung empfohlen! In der Marteller Hütte erwartet uns wieder ein wunderbares Abendmenue. Michael und Jannek holen für uns „Wizzard“ heraus. Dies Kartenspiel bringt uns viel Spaß. Verzocken geht hier ganz schnell!
Nach der Nacht im komfortablen Lager der Marteller Hütte ist für heute ein Gipfelerlebnis für alle vorgesehen. Ziel ist die Hintere Schöntaufspitze (3.325 m). Zunächst geht es hinunter zur Zufallhütte – Schlüssel zurückbringen. Laura nutzt die Gelegenheit, um sich am alten Staudamm mit den Murmeltieren zu unterhalten, die sichtbar irritiert sind. Uli von der Zufallhütte freut sich nun über Schlüssel Nummer 15. Nach kurzem Aufenthalt geht es dann weiter durch das stille Madritschtal auf das Madritschjoch (3.123 m). Hier sind sie nun erstmals vor uns: Königsspitze (3.851 m), Zebru (3.735 m) und Ortler (3.905 m). Wieder bleiben die Rucksäcke im Joch und diesmal schafft die gesamte Gruppe den Gipfelaufstieg. Ein toller Rundblick: Hohe Tauern, Dolomiten, Adamello und Schweizer Alpen. Der Abstieg zur Madritschhütte erfolgt durch viele Schneefelder. Auf der Hüttenterrasse ist große Pause. Wir sichten die Yaks von Reinhold Messner. Einige machen noch einen Abstecher, um die Tiere aus der Nähe zu bewundern. Schließlich geht es weiter zu unserem Tagesziel, der Schaubachhütte. Dort ist zwar unsere Anmeldung weg, dennoch bekommen wir ausreichend Schlafplätze. Während wir uns noch einrichten, duscht Lothar bereits „privato“… Wir entdecken für die restlichen Abende das Mäxle-Spiel für uns. Heute ist die Tourenleitung nicht zu schlagen… gutes Mienenspiel offenbar…
Kursänderung – wir gehen nicht runter nach Sulden. Nein, der Weg führt uns über die Suldenmoräne vorbei an den riesigen Wänden direkt unterhalb des „Dreigestirns. Nachdenklich stimmen uns die Fels- und Eisabbrüche. Über die idyllische Hintergrathütte geht es weiter entlang des herrlichen Morosiniweges bis hin zum Langensteinsessellift. Dort führt uns der Lift hinab nach Sulden. Hier haben wir Gelegenheit zu Besichtigungen oder einfach nur zum „Abschalten“, bevor es hinauf geht zur Düsseldorfer Hütte, der höchstgelegenen Hütte der Tourenwoche mit 2.721 m. Die dahinter gelegenen Seen bieten Gelegenheit der absoluten Ruhe. Hier erreicht uns ein erster und kurzer Gewitterregen. Gleich danach kommt aber wieder die Wärme zurück. Allerdings bläst über Nacht der Wind heftig die Reste des Gewitters weg. Ausgerechnet diese Nacht…
Aufstehen ist um 4 Uhr angesagt. Mit Stirnlampen begeben wir uns auf den Anstieg zum Hinteren Schöneck (3.143 m). Hier wollen wir die Sonne begrüßen. Wir stehen um 5.45 Uhr auf dem Gipfel. Toller Himmel, aber kalter Wind. Dennoch halten wir durch, bis uns um 6.15 Uhr schließlich das Sonnenlicht am Gipfelkreuz erreicht. Wir steigen wieder ab zur Hütte uns freuen uns auf warme Getränke und ein ausgiebiges Frühstück. Danach geht’s weiter durch das herrliche Zaytal nach Sulden. Dort erreichen wir mittags den Bus in den Vinschgau und fahren dort weiter nach Kastelbell. Einige nutzen den Nachmittag zur Schlossbesichtigung, andere für Besuche oder aber für den Kauf einer Kuhglocke… Unseren Abschlussabend verbringen wir bei hochsommerlichen Temperaturen im Innenhof des Gstirnerhof. Unterbrochen werden wir noch von einem Scheunenbrand am Hang – Selbstentzündung des Heus. Am nächsten Vormittag geht’s dann wieder ab nach Hause – diesmal ohne Verkehrsprobleme.
Die Schlussrunde am Abend vor dem Abreisetag hat gezeigt, dass es für alle ein sehr schöne Tourenwoche mit vielen Höhepunkten bei großartigem Wetter war. Schön auch, dass einige wohl nicht das letzte Mal dort waren…
Olaf Ueberheide
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