2010 – Naturpark Texelgruppe und Hohe Wilde (3.480 m)
Wanderung vom 19. – 25.07.2010
Mit der „Schönwetterwelle“ sind wir in aller Frühe nach Partschins bei Meran im sonnenreichen Vinschgau gestartet. Wir – das sind neben mir noch Andreas, Bernadette, Dieter, Janek, Matthias und Michael. Weit über 30 Grad erwarten uns in Bozen und so sind wir am Abend froh über die Kühle an unserer ersten Station „Giggelberg“ auf gut 1.500 m Höhe. Bei Knödeln, Speckeiern und dem ein oder anderen Glas Wein lassen wir bei herrlicher Aussicht auf das Meraner Land und die umliegenden Gipfel den Tag ausklingen.
Am folgenden Tag führt uns der Weg entlang des Meraner Höhenweges, vorbei an vielen alten Bergbauernhöfen in das angrenzende Schnalstal. Unserem Naturkenner Matthias bieten sich unzählige Gelegenheiten für feinste Makroaufnahmen – zu seiner Freude auch für eine Aufnahme des Apollofalters. Der Blick geht immer wieder weit in den Vinschgau hinein. In der Ferne sind erste Gipfel der Ortleralpen zu erkennen. Noch ein Blick auf Reinhold Messner´s Schloss Juval und ab geht´s nach Katharinaberg im Schnalstal. Oberhalb dieses kleinen Ortes, der auf einem kleinen Felsplateau liegt, kommen wir zu unserem Quartier, dem Montferthof. Nach der Hitze des Tages tuen eine Dusche und ein schattiges Wiesenplätzchen gut. Wir genießen den Aufenthalt auf diesem uralten Bergbauernhof: Schweine, Schafe, Ziegen, Rinder, Gänse, Hühner, gutes Essen, und eine sehr gastfreundliche Familie. Schade, es ist nur für eine Nacht…
Tag 3 ist der kürzeste Tourentag. Wir setzen den Meraner Höhenweg fort und kommen durch die verschiedensten Vegetationsformen hin in das Pfossental. Nach einer Zwischenrast bei hausgemachter Mangomolke erreichen wir die Rableidalm. Heidi (der Name ist nicht redaktionell geändert) ist voll im Stress angesichts der zahlreichen „Ausgehungerten“, so dass wir noch eine Weile auf unser Quartier warten müssen. Der Nachmittag bietet noch einmal Gelegenheit für Exkursionen rund um die Alm und für die Vorbereitung auf das beabsichtigte Gipfelglück „Hohe Wilde“. Erstaunlich, wie die Rinder den Pfossentalbach queren, ohne zu sehen, wo sie hintreten… Da wären wir wohl eher zurückhaltender. Heidis selbstgebackenes Brot ist an diesem Abend der Hit! Der Schnaps eher weniger…
Gipfeltag! Wieder Sonne nach dem abendlichen Hitzegewitter. Wir starten heute sehr früh und nehmen zunächst die Stettiner Hütte ins Visier. Vorbei an Murmeltierhängen kommen wir dort früher als erwartet an. Eine komfortable Situation für den Gipfelaufstieg auf die 3.480 m hohe „Hohe Wilde“. So können wir uns eine Stunde Pause gönnen und im Anschluss ohne Gepäck den Aufstieg angehen. Neben der Ausgesetztheit, der Steilheit und der Gefahr des Steinschlags wird insbesondere der letzte Abschnitt des ca. zweistündigen Aufstiegs von Bügeln und Seilsicherungen charakterisiert. Unterwegs nehmen wir einen Steinbock wahr, der in der Wand auf einem Felsvorsprung ruht. Am Gipfel angekommen bieten sich prächtige Ausblicke. Ab und an versperren aber die Wolken etwas die Sicht. Insgesamt herrscht größte Zufriedenheit: Geschafft! An der Stettiner Hütte wieder angekommen, geben wir einem Belgier umfangreich Auskunft, der den Aufstieg für den nächsten Tag plant. Der Steinschlag macht ihm angesichts seines Helms, der eher eine Suppentasse ähnelt, die geringste Sorge…
Wir folgen am nächsten Morgen wieder dem Meraner Höhenweg bis zur Lazinser Alm. Hier gibt es Murmeltierspielchen zu beobachten. Nach etwa 1.000 m Abstieg geht es hinein ins Lazinstal hoch zum Spronser Joch auf auf 2.581 m. Kurz vor dem Erreichen des Jochs setzt der angekündigte Wetterwechsel mit leichtem Regen ein. Im Joch angekommen, bläst uns eine Wand aus Sturmböen und Starkregen entgegen. Anstatt den ersten Blick von oben auf die Spronser Seen genießen zu können, gehen wir ohne Pause immer weiter. Regen und Wind werden im Laufe der Zeit zumindest etwas weniger und wir können schließlich die ersten Seen erkennen. Es geht vorbei an Langsee und Grünsee – der seinem Namen übrigens alle Ehre macht – hin zur Oberkaserhütte. Auch hier sind Seen vorgelagert. Wenn doch jetzt nur die Sonne da wäre… So fällt das Baden leider aus. Baden können wir nur im anhaltenden Regen, wobei uns der Hüttenwirt doch schon wieder erste Hoffnung für den kommenden Tag macht – Nordföhn ist angesagt. Wehrmutstropfen: Der geplante Gipfel zum Sonnenaufgang am nächsten Morgen fällt aus!
Beim Frühstück sieht es allerdings noch nicht nach Wetterbesserung aus. Verhangener Himmel, leichtes Tröpfeln. Nun denn, los geht´s. Abschließendes Ziel ist heute Partschins, wo wir im Farmerhof erwartet werden. Nach zwei Stunden Gehzeit erste Lichtblicke. Wir machen Station am Mutkopf, wo so langsam erkennbar wird, dass der Wetterwechsel Südtirol wohl doch nur kurz in Beschlag nimmt. Es bietet sich ein herrlicher Ausblick in das Etschtal bis hin nach Bozen, weiter hin zu den Dolomiten und weit in den Süden. Wir gehen weiter auf dem Hans-Frieden-Felsenweg und nun wird es deutlich: Der Himmel wird immer heller und es wird immer wärmer. Wir ersparen uns etwas Abstieg mit dem Vellauer Korblift und erfreuen uns stattdessen aus dem Lift den tollen Ausblicken in den Vinschgau und nach Meran. Der „kümmerliche“ Rest der Tour führt uns von der Mittelstation auf dem Saxnerweg durch Wald, vorbei an Weinreben und Apfelbäumen hin nach Partschins. Zum Abschluss der Tour gibt es hier den Luxus von Einzelzimmern. Ohropax werden nicht mehr gebraucht… Die Gestaltung des Restnachmittags gestaltet sich nach eigenen Wünschen. Lediglich für den Abschluss sind wir am Abend verabredet und gehen zum Partschinser Gasslfest. Irgendwie seltsam… keiner wird müde… Im Abschnitt des Alpenvereins Südtirol gibt es leckere Schnitzel. Aber auch andere Gaumenfreuden erwarten uns. Die Gläser des „Veneziano“ haben wir dann nicht mehr gezählt…
Bei strahlend blauem Himmel und einem bereits begonnenen Frühschoppen im Ort verlassen wir Partschins und machen uns auf den Weg zum Bahnhof nach Meran. Die Reflexion der Tour am Vortag war ausgesprochen positiv, was bedeutet: Schon mal von 2011 träumen!
Olaf Ueberheide
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