Sektion Hildesheim des
Deutschen Alpenvereins (DAV) e.V.

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Berghütten

DAV-Hildesheim

2011: Dolomiten-Klettersteige 1A


Bericht von Uwe:

Dolomiten 2011-07-25 Civetta

15.07.2011
gegen 15.00 H zu Michael nach Fürstenfeldbruck aufgebrochen, gegen 20.30 H dort, kurzer Gang durch die Stadt und gut essen gegangen, Klosterstüberl.

16.07.2011
Nach München gefahren, Kirsten löste ihren Gutschein bei Schuster ein, in Form einer großen Tasche für ihren Ararat Trip. Schon in München der 1. Stau, so ging’s weiter bis zum Irschenberg. Gegen 13.00 H holten wir Rosemarie in Innsbruck vom Bahnhof ab, gegen 16.00 H waren wir in der Sella, dort trafen Rosemarie und Kirsten ihre Klettergruppe, 2 2er Seilschaften und eine 3er. Anschließend musste ich so schnell wie möglich nach Cortina D `Àmpezzo fahren, schließlich warteten Uli und Walter schon seit 15.00 H. Um 18.30 H war ich dort und die Reifen um einige mm Profil im Durchmesser schlanker. Dabei regnete es ohne Ende. Im Auto umziehen und mit den Beiden zur Vandelli Hütte rauf. Das Zimmer teilten wir mit einer rücksichtslosen Italienerin (Trampel) und ihrem rücksichtsvollen Begleiter.

17.07.2011
Hinter der Hütte rauf zum Vandelli Klettersteig, Wetter stabil, bewölkt, der Klettersteig hat Spaß gemacht, aber mit dem langen Abstieg kamen Walter und ich an unsere konditionellen Grenzen. Refugio San Marco, nette Hüttenwirtin, gutes Essen und gut geschlafen. Der Wetterbericht verhieß nichts Gutes so dass wir uns abends Alternativen überlegen mussten.

18.07.2011
Regen Regen Regen, Plan B, mit dem Bus nach Cortina D `Ampezzo zurück, mit dem Taxi nach Tre Crozi die Autos holen um dann in Fiames ein Zimmer im Hotel zu nehmen, ausgiebig duschen und in der Stadt bummeln Essen gehen etc. stand auf dem Programm.

19.07.2011
Super Frühstück, mit den Autos zum Passo Duran, BMW abgestellt und mit dem Volvo bis Palfavera gefahren. Von dort aus sind wir 1 ¼ Std. zum Rifugio Coldai aufgestiegen, kalt duschen, etwas futtern und ab ins Bett, denn morgen haben wir einen langen Tag…

20.07.2011
… oder auch nicht! Regen, Schnee, es ist recht kalt. Wir simsen und Telefonieren mit Freunden zu Hause und in der Nähe, d.h. mit Kirsten, Sabine und Martin Heinert. Der Wetterbericht sieht schlecht aus. Gegen 11.00 H Planänderung, statt Klettersteig gibt’s eine Wanderung zur Vazzolerhütte, die wir nach ca. 4 Std. erreichen. Beim Start hatten wir extremen Sturm, mir blieb die Luft weg, nach einer Weile ging’s besser.

21.07.2011
Morgens starteten wir zur Ferrata Tissi, wir haben tolles Wetter, haben eine grandiose Aussicht und sehen Murmeltiere. Ein einzelner Wanderer überholt uns Richtung Klettersteig. Über den Schotter sind wir zum Klettersteig gelangt. Ein paar Dänen, die wir in der Coildaihütte schon sahen, treffen wir dort. Wir versuchen „oben rum“ ans Stahlseil zu kommen, es erscheint uns aber zu riskant, so dass wir etwas weiter unten einen Weg finden. Walter geht zuerst, ich hinterher, habe einen schlechten Stand und greife nach einem Stein, der zunächst sehr fest ist und sich dann lockert. Vor Schreck bin ich „stocksteif“, bewege mich ein paar Zentimeter nach hinten und dann, Gott sei dank, wieder nach vorn an den Fels, bekomme irgendwas zu fassen und komme mit Walters Hilfe weiter nach links auf einen sicheren Stand. Unter mir waren ca. 20 m Gefälle und dann Schotter, Schwein gehabt. Wir gingen/kletterten den Klettersteig durch bis zur Torrani Hütte, sehr schöner und anspruchsvoller Klettersteig. Sehr langer Abstieg Richtung Pecol, bis uns 2 sehr nette Italiener mitgenommen haben, „Rüdi“ und Freund. Mit ihnen tranken wir noch ein Bier und sind zum Passo Duran gefahren um noch zur Carrestiato Hütte zu gehen. Abends sind wir dort angekommen und hatten die Wahl zwischen duschen und essen, wir entschieden uns fürs Essen.

22.07.2011
Costantini Klettersteig, Start 7.20 H, 10 Min. nach der Hütte begann dieser, sauschwer, gerade Wand, keine Tritte und nur das Seil zum festhalten. Das schien mir schon die Schlüsselstelle zu sein, wer hier hochkommt schafft auch den Rest. ABER eigentlich ein geiler Klettersteig, hat riesig Spaß gemacht. Zwischendurch dachten wir den Notausstieg zu nehmen, obwohl das Schwierigste schon hinter uns lag, aber dieser sah mordsmäßig gefährlich aus, ein bisschen Felsband, darunter etwas Grün und dann hunderte Meter Gefälle, ich sagte nur, dass ich da nicht lang gehe, nächste Alternative war abklettern, auch das war für mich nicht realistisch, da zu schwer, also die 3. Variante galt, weiterklettern. Ein knackiger Klettersteig, oben angekommen gingen wir eine Strecke über den Grat und dann steil abwärts, es folgte Schotter, Schnee, große Steine und anschließend zig Kilometer Weg bis zum Refugio San Sebastian, wo uns ein sehr engagierter Wirt, Benjamino, empfang. Wir grüßten ihn von Rüdi, wie darum gebeten wurde. Wir waren echt geschafft, duschen, gutes Essen, was will man mehr. Wir haben es nicht bereut es war ein toller Tag.

23.07.2011
Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns, Uli und Walter fuhren nach Berchtesgaden um Korinna abzuholen und ich nach Arco um Kirsten abzuholen. Ich hoffte mit ihr allein noch einen schönen Tag verbringen zu können, bevor es wieder nach Hause ging, aber Rosemarie war auch noch da und begleitete uns, aber das ist eine andere Geschichte.
2012 geht’s sicher weiter

Bericht von Walter

Dolomitenklettersteige
(oder auch: Ulis „It’s up to you“- Programm)
Teilnehmer: Uli Klimke, Uwe Schmidt ,
Walter Sommerfeld

 

Am 16.07.2011 starten Uli und Walter um 4:00 Uhr in Hildesheim. Uwe ist schon am Vortag bis München vorgefahren. Bei herrlichem Wetter fahren Uli „Schumacher“-Klimke und Walter durch das malerische Eggental, über den Karer-Pass und das Pordoi-Joch zum Ausgangspunkt Tre Croci, ca. 10 Kilometer östlich von Cortina d’Ampezzo. Ca. drei Stunden später, um 18:00 Uhr, es hat inzwischen angefangen zu regnen, kommt dann auch schon Uwe an und nach einem kleinen Anmarsch sind wir um 20:00 Uhr in der Vandelli-Hütte.

Am 17.07.11 starten wir bei einem Wechsel von Sonne und Wolken zu unserem ersten Klettersteig, der Via Ferrata Vandelli, der gut „clean“ zu klettern ist und einige reizvolle Passagen bietet. Dann geht es auf dem Dolomitenhöhenweg 4 weiter zur Hütte San Marco. Der Weg ist sehr abwechslungsreich mit Auswaschungen im Fels, die teilweise die Größe von kleinen Höhlen haben, Blaufärbung der Felsen und einer üppigen Vegetation mit gelbem Fingerhut, Teufelskralle und vielen Edelweißen. Der Weg verläuft fast immer direkt am Fuß der Wand, d.h. es geht dauernd rauf und runter ohne dass man einen großen Geländegewinn erzielt. Hinzu kommt, dass unsere Wasservorräte sich dem Ende zuneigen. Infolgedessen sind wir froh um 16:00 Uhr bei der Hütte San Marco anzukommen. Uwe hat noch einen Endspurt hingelegt und steht schon mit den notwendigen Rehydrierungsmitteln bereit. Kurz danach beginnt es zu regnen und auch in der Nacht gibt es einige heftige Regenfälle.

Am Morgen des 18.07.11 nieselt es und die Vorhersage ist schlecht. Wegen der durch das viele Wasser möglichen Gefährdungen verzichten wir auf den Rückweg zur Vandelli-Hütte über den Berti-Klettersteig. Stattdessen steigen wir ab nach San Vito, nehmen den Bus nach Cortina und das Taxi zum Pass Tre Croci, um die Autos zu holen. Dann geht es zu dem uns vom letzten Jahr in guter Erinnerung gebliebenen Hotel Fiames, wo wir abweichend vom Programm schlafen wollen. Den Nachmittag verbringen wir Eis essend und shoppend in Cortina, und bis auf ein paar wenige Tropfen Regen ist das Wetter entgegen der Vorhersage richtig gut. Das ist schon etwas ärgerlich, andererseits sind Uwe und Walter auch ganz froh über diesen „Ruhetag“.

Am 19.07.11 fahren wir zunächst zum Passo Duran, lassen dort ein Auto und dann geht es mit einem kurzen Zwischenaufenthalt in Pecol nach Palafavera. Von dort steigen wir auf zur Coldai-Hütte in 2132 m Höhe. Am nächsten Tag stehen der Alleghesi-Klettersteig und die Civetta (3220 m) auf dem Programm mit anschließendem Abstieg über die Torrani-Hütte und den Tissi-Klettersteig zur Vazzoler-Hütte (1714 m), also eine ordentliche Tour. Das ist der Plan!

Aber am 20.07.11 stürmt es um die Hütte, der Schnee fliegt waagerecht an den Fenstern vorbei, und wir warten mit den anderen Gästen auf Besserung. Die Handys laufen heiß, um verlässliche Wetterinformationen zu bekommen, wir erwägen alle Alternativen bis zum Abbruch. Um 11:00 Uhr lässt endlich der Schneefall nach und die Gruppen starten in unterschiedliche Richtungen, die meisten steigen ab. Wir gehen über die Forca Coldai, wo der Wind noch so kräftig bläst, dass Uwe fast die Luft wegbleibt. Über den Weg 560 immer am Fuß des Civetta-Massivs entlang, durch wegloses Blockgelände und über Schneezungen, aber auch durch ein grünes Tal mit Rindern, erreichen wir um 15:00 die Vazzoler-Hütte. Die ganze Zeit ist es recht kalt und windig, aber trocken. An der Vazzoler-Hütte gibt es einen liebevoll angelegten Alpengarten, in dem die Pflanzen leider nur mit den lateinischen Namen bezeichnet sind. Und es gibt einen leckeren Latschenkiefer-Grappa und einen süßen Nussgrappa. Wegen der Wetterlage hat sich der ursprüngliche Tourenplan schon verändert und das soll auch so bleiben.

Da das Wetter am Morgen des 21.07.11 ganz gut aussieht, beschließen wir, den Tissi-Klettersteig zur Torrani-Hütte zu nehmen, ihn also aufzusteigen statt ihn wie eigentlich geplant abzusteigen. Um 7:40 Uhr starten wir bei gutem Wetter und steigen über den Weg 558 teilweise recht steil auf. Unterwegs treffen wir in einer lieblichen grünen Senke noch eine Murmeltierfamilie, die wir eine ganze Zeit bei herrlichem Sonnenschein beobachten und die kaum Scheu zeigt. Gegen 12:00 Uhr, beim Annähern an den Einstieg des Steigs beobachten wir zwei absteigende Kletterer, die sich auf den letzten Metern sehr schwer tun, was wir verstehen, als wir näherkommen: Die Sicherung fängt erst in ca. 10-15 Metern Höhe an. Als wir einsteigen wollen, kommt uns auch noch ein Bergführer mit seinen Kunden entgegen und blockiert einen Teil des Einstiegs, so dass wir die Gruppe umklettern müssen. Das ist nicht ganz ohne, da überall loser Schutt liegt und ein sicheres Treten und Halten erschwert. Uwe schmiert beinahe ab, da ein vermeintlich fester Stein, an dem er sich hält, sich löst. Durch eine reflexartige Armbewegung verletzt er sich an der Schulter und muss mit diesem schmerzhaften Handycap weiterklettern. Ein Aufstieg ganz ohne Nutzung des Drahtseils ist in diesem anspruchsvollen Klettersteig, der im ersten Drittel fast senkrecht verläuft, nicht möglich. Das kostet Kraft. Als wir um 14:30 Uhr an der Torrani-Hütte (2984 m) ankommen, beginnt eine Mischung aus Regen und Schneegriesel, die uns die Lust nimmt, den verschneiten Pfad zum Civetta-Gipfel aufzusteigen. Nach einer Pause beginnt also der Abstieg über den „Normalweg“. Der erweist sich aber als fast ermüdender und gefährlicher als der Aufstieg. Einzelne Passagen sind zwar gesichert, aber dazwischen gibt es viele rutschige und steile Stellen, dazu zieht noch ein Gewitter auf. Um 17:30 Uhr haben wir das Schlimmste hinter uns und stellen uns bei heftigem Regen an einem hausgroßen Felsblock unter. Eine gute Stunde Abstieg durch Latschenkiefern und Nadelwald später erreichen wir einen befahrbaren Weg (585?). Da es spät ist und wir schon ziemlich platt sind, versuchen wir unser Glück, als ein Auto kommt, und werden mitgenommen und sogar zum Palavera hochgefahren, wo eines unserer Autos geparkt ist. Nachdem wir mit unseren netten italienischen Helfern ein Bier getrunken haben, fahren wir zum Passo Duran und steigen 45 Minuten zur Carestiato-Hütte (1834 m) auf, wo wir völlig durchnässt und hungrig um 20:20 Uhr ankommen. Nach einem guten Essen in der sehr gut besuchten Hütte geht es uns schnell besser, nur die Wetterlage bleibt ungewiss.

Am Morgen des 22.07.11 scheint die Sonne aus allen Knopflöchern, allerdings ist für den Nachmittag wieder eine Verschlechterung angesagt. Wir wollen an diesem Tag den Costantini-Klettersteig gehen, den oder einen der Schwersten der Dolomiten. Der Einstieg liegt nur 10 Minuten von der Hütte und unsere Sorge, dass viele der Hüttengäste ähnliche Pläne haben könnten, erweist sich als unbegründet. Wir steigen um 8:10 Uhr ein. Lange senkrechte Passagen mit teilweise nur wenigen Tritten erfordern wieder viel Kraft. Nach ca. 300 Metern erreichen wir den ersten Absatz und spielen mit dem Gedanken auszusteigen, da die Schmerzen in Uwes Schulter stärker werden und auch Uli nicht in der gewohnten Form ist. Da sich der vermeintliche Ausstieg aber als nicht begehbar erweist, klettern wir weiter. Mehrere längere, gut kletterbare Passagen sind nicht gesichert, einige Querungen sind kritisch, da viel lockeres Gestein herumliegt. Wir müssen uns also gut konzentrieren. Um 14:00 Uhr erreichen wir den Gipfel Cresta della Masenade (2734 m). Lange können wir jedoch nicht pausieren, denn erste Wolken steigen auf und schwappen über den Kamm, auf dem wir noch ein Stück Richtung Bivacco Ghedini weiterkraxeln müssen, bis wir in einer Verschneidung zum Bivacco Grisetti (2050 m) absteigen können. Den ersten steilen Teil fahren wir auf dem Geröll ab, dann geht es über Blockgelände und schließlich über blumige Wiesen mit vielen Blöcken. Über den Weg 578, der nicht immer klar zu identifizieren ist, wandern wir zurück zum Passo Duran, wo wir um 19:00 Uhr ankommen. Kurz danach beginnt es wieder zu regnen, aber da stehen wir schon unter der Dusche in der komfortablen Refugio San Sebastiano, die einen sehr netten Wirt hat und wo wir unsere letzte Nacht verbringen..

Insgesamt gesehen war es eine sehr schöne, aber auch anspruchsvolle Woche, obwohl wir wetterbedingt zwei Klettersteige nicht gehen konnten. Wir haben herrliche Ausblicke genossen, hatten mit Uli einen kundigen und fürsorglichen Führer, der uns immer in die Entscheidung über den Fortgang der Tour mit einbezog („It’s up to you“), und haben eine wunderschöne, oft scheinbar unberührte Natur gesehen. Trotz der konditionellen, technischen und nervlichen Herausforderungen gab es genug Momente, wo wir die Seele baumeln lassen konnten. Dazu kommen die schönen Abende, die wir klönend miteinander in den Hütten verbracht haben, zufrieden mit uns und der Welt nach dem am Tag Geleisteten. Einen ganz herzlichen Dank an Uli für die gute Vorbereitung und die Betreuung dieser Tour.


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