Sektion Hildesheim des
Deutschen Alpenvereins (DAV) e.V.

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Berghütten

DAV-Hildesheim

2013: Mit dem Kaiser auf den Kaiser bei Kaiserwetter


Zehn zahme Kaiser und Kaiserinnen im Wilden Kaiser

Unser gertenschlanker, alter Lateiner FÜL Bernhard hatte erfolgreich alle römischen Götterquellen angezapft, um uns eine schöne Tour ins Kaiser-Gebirge zu präsentieren.
Wie immer leicht ermüdet vom sehr frühen Aufstehen und der langen Anfahrt bis Kufstein und noch in Gedanken mit dem zurückgelassenen Arbeitsalltag beschäftigt, gab es am Freitagmittag das erste Hallo unserer, aus 8 Männern und 2 Frauen bestehenden, Seilschaft auf dem Parkplatz der Hinterduxer Alm.

Los geht’s zur ersten Hütte: Der privat betriebenen Kaindlhütte (1293 m), wo wir – fast schon Tradition – nach einem einstündigen Regen ziemlich nass, die ersten 3 Stunden am Berg mit leichten Aufstiegen aus den noch müden Gliedern schüttelten.
Endlich wieder gutes bayrisch-österreichisches Hüttenessen und die allseits beliebten Getreidesäfte. Bacchus hatte seine Freude und wir eine gute erste Nacht.

Nach einem reichhaltigen Frühstücks-Buffet und angesichts der lockenden Sonne (wir erinnern uns des guten Kontaktes unseres Bergführers zur römischen Prominenz, hier der Aurora) machten wir uns mit dem nötigen Rödelkram und Tagesgepäck auf den Weg zum Zehntkaiser-Gipfel (1980 m). Es wurde eine wirklich abwechslungsreiche Tour, die uns fast alles bot, was Wanderers Herz erfreut: Aufstiege über Geröllfelder, feuchte Wiesen, einen Einstieg, seilgesichert vom FÜL, dann das erste „Berg heil“ genau zum Mittag am Gipfelkreuz, Abstieg durch viele steile Rinnen, viele Seilsicherungen und zum guten Schluss auch noch ein Stück zum Abseilen, wo wir gespannt schauten, wie sich Bernhard als letzter selbst die Seilsicherung legte. Das war richtig gut zum Eingehen, Lust auf mehr bekommen und für das richtige Klettergefühl…. Und dann erst frisch gewaschen oder auch noch verschwitzt vor der Hütte, in der Sonne das erste Getränk und huldvoll allen zulächelnd, die nach einem ankamen…. War doch gar nicht anstrengend, oder??

Zwei Nächte in der gleichen Hütte ist gerade am Beginn einer Tour richtig entspannend, aber nun wollten wir auch weiter und so hieß es Gepäck fassen am Sonntag und Abmarsch zur Gruttenhütte (1620 m). Jupiter bescherte uns zwar einen schönen Sonnentag mit den ersten Vorboten eines Sonnenbrandes, aber in den zurückliegenden Wochen hatte er mit Schnee und Kälte dafür gesorgt, dass viele Wege und Passagen vereist oder mit Schneeverwehungen gefährlich bis unpassierbar waren. Dies sollten wir am kommenden Tag noch in aller Deutlichkeit zu spüren bekommen. Für heute jedenfalls hatten wir die Tourenplanung modifiziert und den längeren, aber leichteren Weg zur nächsten Hütte vorgezogen.

Es wurde ein langer, schweißtreibender Ritt von 8 Stunden mit mehr oder weniger Muskelkater in den Knochen, der zu manch originellen Verrenkungen bei den diversen Abstiegen führte. Endlich wieder der vertraute Geruch eines Massenlagers auf der Gruttenhütte.
Heute, am Montag also der erste Höhepunkt: die Besteigung des Ellmauer Halts (2344 m). Klettergurt, Helm und Klettersteig-Set, Sonnencreme und aufi geht’s. Wir queren die ersten Schneefelder, es geht relativ steil bergauf über die Schneefelder, dann wieder viele Geröllpassagen, erste Steine gehen ab, der Schnee wirkt sehr rutschig, wir werden langsamer und immer vorsichtiger.

Dann plötzlich richtiger Steinschlag direkt über uns, wir können uns gerade noch so schützen, Mirjam aber trifft es. Zum Glück bleibt es beim Schrecken, sie ist unversehrt, aber uns allen ist das in die Glieder gefahren und wir beschließen angesichts der Schneefelder und des Steinschlags abzubrechen.
Bernhard legt ein Seil und wir seilen uns über die Schneefelder ab. Vom gegenüberliegenden Hausberg schauen wir noch zu, wie fast alle Kletterer vor und nach uns auch abbrechen, aber einige wenige schaffen auch den Gipfel. Ist es die Weisheit des Alters, die uns hat abbrechen lässt oder sind es mehr die Gebrechen des Alters, die uns gezwungen haben abzubrechen? Eine schwerwiegende Frage, die nur am Abend beim Bier angemessen betrachtet werden kann.

Kleine Anekdote am Rande: Ein sportliches, älteres Ehepaar aus Oberbayern , das auch die Besteigung abgebrochen hatte, war völlig perplex, als wir ihnen erzählten, wir kämen aus der Gegend von Hannover: „Wie, so eine weite Reise, um hier zu klettern? Wir haben heute Morgen beschlossen aufs Ellmauer Halt zu gehen und dann sind wir gemütlich von Zuhause aufgebrochen.“ Tja, die Bayern….

Auf zur nächsten Hütte am Dienstag: Durch den Jubiläums-Klettersteig zum Mittagslager, von dort ohne Gepäck auf die Hintere Goinger Halt (2 192 m), wo unser Novize in der Runde, München 1860-Fan Paul, doch zu seinem Entzücken das Gipfelbuch eingepackt in einer 60iger Tüte fand – da wurds ihm aber warm ums Herz. Dann bergabwärts und durch die Steinerne Rinne, viele Schneefelder und versicherten Passagen und schier nicht enden wollenden Durchstiegen endlich das Stripsenjoch-Haus in Sicht, aber immer noch so weit weg.
Endlich angekommen erwarten uns nicht nur eine schöne Hütte mit komfortablen 4-Bett-Zimmern und gutem Essen, sondern auch noch die österreichischen Gebirgsjäger und eine Waldorf-Schulklasse auf Kletter-Klassenfahrt und – eine richtige heiße Dusche!
Auf zur letzten Hütte für die beiden Abschluss-Tage: Auf einem schönen Höhenweg zur Vorderkaiserfelden-Hütte (1386): eine Bilderbuch-Sommer-Sonnen.Blumenwiesen-Landschaft, eine Wanderung zum Genießen, Schauen, Träumen.

Unsere letzte Tour führt uns am Donnerstag mit leichtem Gepäck über die Naunspitze auf die Pyramidenspitze (1997 m), es ist ein Weg zum Auslaufen, Zeit für Gespräche und Kraft tanken für den anstrengenden Abschiedsabend, aber auch Zeit für viele Päuschen z.B. vor einer verschlossenen Alm-Hütte, Bilder und Eindrücke tanken.
Abends dann überreichen wir „Dicken Schinken an schlanke Silhouette von FÜL“ für die umsichtige Führung und die gute Planung dieser schönen Kaisertour.

Ach ja, und neue Namen bekamen wir auch noch von der Hüttenbedienung: wir wurden 80 bis 89, fehlte nur noch das Strammstehen, aber wir haben es für uns übernommen, weißt du noch 82 (Bernhard)?? Und so trotteten natürlich wieder im Regen am Freitagmorgen 80 bis 89 gen Kufstein zum Parkplatz, von dort zum 2. Basislager auf der Hinterduxer Alm und dann wieder im Auto Richtung Norden – schön war’s und auf ein Neues 82 und 81 in 2014!


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