Sektion Hildesheim des
Deutschen Alpenvereins (DAV) e.V.

Button zu dem Kletterzentrum
Button zu den Berghütten

Berghütten

DAV-Hildesheim

2013: Tourenbericht – Wallis; Monte-Rosa vom 22.7 bis 28.7.13


Ausgangspunkt Zermatt – die Spannung steigt. Erstmals rufen die richtigen Hochalpen. Und ich bin jüngster Teilnehmer… und dann ist es soweit. In Randa in die Bahn eingestiegen, sehe ich nun erstmals die weiße Kuppe des Breithorns, unserem ersten Gipfel morgen. Und dann ist es da: Das Matterhorn. Überwältigend, besser als im Buch oder im Fernsehen. Alle Achtung!

Wir übernachten in der Jugendherberge Zermatt. Nur ein Teil unserer Gruppe findet auf der Gandegghütte (dem eigentlichen Treffpunkt) Platz. Unsere Gruppe, ach ja… da wären Jörg, Sara, Martin, Joe, Uwe, Kai, Catharina, Michael, Axel sowie mein Vater (der auch noch Eckhard vertreten soll, der leider ausgefallen ist) und ich.
Blauer Himmel erwartet uns am nächsten Morgen. Wir treffen uns mit allen „Talübernachtern“ und fahren mit der Bahn zum Trockenen Steg, wo wir dann als Gruppe komplett sind und weiter auf das Kleine Matterhorn fahren.

Frisch geduscht und mit vollen Mägen, war das doch mal ein richtig guter Ausblick auf morgen, wo es dann ja noch einmal richtig hoch hinaus gehen sollte…
Denn heutiges Tagesziel ist mindestens einmal der Traum vieler Alpinisten, die Signalkuppe. Das Wetter ist den ganzen Tag etwas undurchsichtig, weshalb wir uns entscheiden, auf den Gipfel der Vincentpyramide (4215m) zu verzichten. Jedoch warten trotz alledem noch einige andere Gipfel auf uns. So steht ein Teil der Gruppe nach einer leichten Kletterei auf dem Gipfel des Balmenhorns (4167m). (Dort entsteht auch das ein oder andere spektakuläre Foto.)

Hier erfolgt die Einteilung der drei Seilschaften, noch einmal ein Material- und Partnercheck und die Vorbereitung auf den ersten 4000er. Viele Menschen sind unterwegs zum Breithorn (4164m) – ist halt die Bahn in der Nähe. Trotzdem aber ein richtig gutes Gefühl, nach dem Anstieg auf meinem ersten 4000er zu stehen. Es folgt schließlich ein langer Abstieg zum Rifugio Guide d. Ayas auf 3425 m. Es rächt sich die abrupte Höhengewinnung mit der Seilbahn von 1610 auf 3883 m. Ich bin zunächst „platt“, was sich aber bis zum nächsten Morgen wieder gegeben hat. Immerhin, Tag 1 hat einen Sonnenbrand im Gesicht gebracht. 

Nach gewöhnungsbedürftigem „luftgetrockneten Weißbrot“ zum Frühstück (geschmeidig gemacht mit Nutella) steht der Castor auf dem Programm. Nach einigem Hin und Her angesichts der Wolkenbildungen fällt dann doch die Entscheidung für den Aufstieg. Ein Glücksfall. Nach spannendem Aufstieg über einen Schrund und die „Himmelsleiter“ zum Gipfel sind wir dort oben bei strahlender Sonne allein auf 4223m! Sicherlich der emotionalste Moment der Woche. Überraschend: Die körperliche Verfassung war heute völlig anders. Der Aufstieg verging somit wie im Flug. Nach dem Weiterweg über den Grat erfolgt wiederum ein langer Abstieg zum Rifugio Quintino Sella mit 3585 m, wo abends dann noch die T-Shirt-Börse eröffnet wird. Sicher eine nette Erinnerung für daheim.

Dann geht es weiter in Richtung Signalkuppe. Auf unserem Weg liegt nun noch die Ludwigshöhe. Jörg, Sara, mein Vater und ich entscheiden uns gegen den Aufstieg und gehen langsam weiter in Richtung Tagesziel. Wir machen eine kurze Pause und warten, bis die Gipfeleroberer zu uns aufschließen. Dann geht es direkt weiter. Wir queren den oberen Teil des Grenzgletschers, umgeben von den riesigen Eisgiganten des Zentralmassivs. Jetzt wird`s noch einmal steil. Ein Teil der Gruppe steigt nun noch zum krönenden Abschluss des Tages ohne Gepäck auf die 4543m hohe Zumsteinspitze. Ich steige mit den übrigen direkt zur Signalkuppe auf. Jetzt stehen wir oben. Für einen kurzen Moment stehe ich regungslos da und lasse einfach alle Eindrücke auf mich einwirken. Es ist schon ein klasse Gefühl, das geschafft zu haben. Auf der höchsten Hütte Europas, der Rifugio Capanna Margherita (4554m)

Wir starten wie gewohnt um 6.30 Uhr in Richtung Passo del Naso. Nun geht es die steile Flanke hinauf. Der Weg ist nicht vereist aber trotzdem sehr trittfest und die Zacken der Steigeisen greifen perfekt. Dann nähern wir uns dem letzten Stück der Flanke bis wir schließlich unterhalb des Gipfels stehen. Nach einer kurzen Verschnaufpause werden die Rucksäcke abgelegt und wir steigen über den linken Grat weiter auf. Der Ausblick ist gigantisch, sonnenklarer Himmel, unmittelbar vor uns thront der Liskamm, wir blicken zurück auf das bereits Geschaffte und freuen uns schon auf alles weitere Kommende. Nach diesem kurzen Gipfelglück und einem gemeinsamen Gruppenfoto steigen wir wieder hinab zu unseren Rucksäcken. Wir satteln auf und beginnen mit dem Abstieg zu unserem heutigen Tagesziel, der auf 3611m gelegenen Rifugio Gnifetti, der damit zweithöchst gelegenen Hütte der gesamten Tour.

Nach einer sehr erholsamen Nacht und einem eher bescheidenen Frühstück, womit ich angesichts dieser Höhenlage aber auch überhaupt kein Problem habe, starten wir nun in Richtung neuer Monterosahütte.Die Verhältnisse auf dem Grenzgletscher sind wieder einmal, ich kann schon fast sagen wie gewohnt, super. So verlieren wir schnell an Höhe und erreichen nach einem kleinen Spaltenlabyrinth die Hütte.

Nun werden wir alle jedoch noch einmal voll gefordert. Es gilt, am kurzen Seil gehend, eine Spalte auf den Frontalzacken, also mit dem Rücken zum Tal, abzuklettern. Aber auch das scheint niemandem allzu große Probleme zu bereiten. So erreichen wir schließlich die Hütte. Dort erwarten uns zwar enge Lager, jedoch auch ein wunderbarer Speisesaal und das allerbeste überhaupt, eine Dusche! Jeder kann sagen was er will, aber so ein Angebot kann niemand ablehnen. Und bei den für Schweizer Verhältnisse günstigen Preisen lohnt es sich ja quasi gleich doppelt. Nicht nur die Atmosphäre stimmt hier, sondern auch das Essen und vor allem der reichliche Nachschlag.

Vor uns thront ein Meisterwerk, wie es alle nennen. Eine Hütte vollgepackt mit lauter Schnickschnack und Technik. Aber irgendwie hat sie ja was. Leider können wir sie nur von außen bewundern, da drinnen der tägliche Morgenputz vor Eintreffen der zahlreichen Tagestouristen ansteht. Trotzdem können wir uns stärken. Doch dann geht es auch schon weiter in Richtung Roter Boden. Nach einem endlos scheinenden Stück Abschied geht es noch einmal steil hinauf. Ein kleines Stück Leiterkletterei und schon sind wir auf einem sanft ansteigendem Höhenweg gelandet, dem Weg der Tagestouristen. Hier verspürt man das erste mal wieder diesen Rummel um die Berge. Wir erreichen die Gornergratbahn und fahren hinunter, auf das in 1600m Höhe gelegene Zermatt. Die Bahn hält quasi unmittelbar vor unserem Übernachtungsziel, dem Hotel am Bahnhof. Nach Beziehen der Zimmer geht für viele der Weg erstmal wieder in Richtung Zermatt. Vielleicht sucht man kleine Mitbringsel oder will einfach nur durch die Läden stöbern.
Irgendwann, so gegen Abend merkte ich irgendwie eine leichte Aufregung innerhalb der Gruppe. Etwas ist geplant. Jemand fehlte, nämlich Jörg. Und um den soll es schließlich gehen. Er hat am kommenden Tag Geburtstag und ich habe, wie viele andere auch nichts davon mitbekommen. Wir saßen in einer der zahlreichen Bars, feiern gemeinsam mit Jörg und schlürfen Sekt. Das lässt die Tourenwoche schon jetzt in gewisser Weise ausklingen. Aber dass man um Mitternacht im T-Shirt bei 23 Grad auf 1600m Höhe rumlaufen kann, ist mir auch neu.
Nach und nach legen sich alle mehr oder weniger schlafen und auf das nächtliche Schnarchkonzert wollen wir an dieser Stelle gar nicht zu sprechen kommen…

Es ist natürlich erst einmal schwer, zu glauben, dass die Woche schon vorbei ist, jetzt geht es aber für alle erstmal ans Berichten Zuhause und Verarbeiten der vielen tollen Eindrücke.
Nun trennen sich auch für´s erste unsere Wege, mein Vater und ich machen uns auf in Richtung Norden. Aber wer weiß, vielleicht wartet ja auf den ein oder anderen direkt das nächste Abenteuer in den Bergen. 
Ich freue mich schon auf die nächsten aufregenden Touren und mein Ehrgeiz ist jetzt jedenfalls so richtig geweckt worden / wurde jetzt jedenfalls so richtig geweckt.

Verfasser: Marc Ueberheide


zurück