2003: Über die Klettersteige im Rosengarten
11.7.2003-18.7.2003
Freitag, der 11.7.
„Zum Stand der deutsch-italienischen Beziehungen“
Nach Fahrt durch Deutschland und Österreich tauchen wir vom Brenner nach Südtirol hinab. Südliches Licht empfängt uns. Wir verlassen die A22 bei Bozen und fahren durch die Eggentalschlucht Richtung Osten. Vor uns dann der Rosengarten.
Da wir an unserem Ausgangspunkt, der Frommeralm, nicht übernachten können, weil dort eher Familien aufgenommen werden und wir sieben wohl eher nicht als Familie durchgehen, marschieren wir gleich am ersten Nachmittag zur Rosengartenhütte. Auf der Hütte feiert dann eine italienische Wandergruppe ihren letzten Tag am Berg, indem sie u.a. ihren beiden Bergführern die Ehrentitel „signore allegria („Heiterkeit“) “ und „signore esperienza („Erfahrung“)“ verleiht. Die Stimmung steigt, als Christian zur Pflege der deutsch-italienischen Beziehungen „Azzurro“ anstimmt. Falls es tatsächlich Missstimmungen im deutsch-italienischem Verhältnis gegeben hat, heute sind sie endgültig behoben worden.
- Vajolet-Türme
Samstag, der 12.7.
„Vorfahrtsregeln im Klettersteig“
Es geht am ersten Tag ca. 1000m nach oben und 500m hinab. Wir wandern am Fuße des Rosengarten, durchqueren den Klettersteig „Santner“, und steigen dann am Santnerpass (2734m) Richtung Vajolethütte ab. Im Klettersteig regt sich ein entgegenkommender Kletterer gewaltig auf, als er unsere Gruppe passieren lassen muss: Als Bergaufkletterer habe er „Vorfahrt“ (Preisfrage: „Was ist die Nationalität des Kletterers?“). Tipp von mir: Antrag nach Brüssel schicken mit der Aufforderung, Verkehrsschilder im Klettersteig anzubringen.
Voller Bewunderung sehen wir dann später einige „esperti“ scheinbar mühelos die Vajolettürme erklimmen
- im Santner-Klettersteig
Sonntag, der 13.7.
„Schick-schicker-Italiener in den Bergen“
Nachdem uns Heinz morgens einige Tipps gegeben hatte, wie wir das Gewicht unseres Rucksackes mindern können, marschieren wir von der Vajolethütte (2243m) über den Grasleitenpass (2600m) Richtung Tierser-Alpl-Hütte (2440m). Am Nachmittag steht der schon etwas anspruchsvollere Maximilianweg auf dem Programm. Erstaunt sehen wir einige von unseren italienischen Freunden, die offensichtlich an einem Anfänger-Kletterkurs teilnehmen, aber absolut professionell ausgestattet sind und das tragen, was die „alta moda“ des Bergsports zu bieten hat. Am Abend kommt es zu netten Gesprächen in heiter-ausgelassener Atmosphäre. Für das hohe Gesprächsniveau ist Christian zuständig, der uns auf schwindelerregende geistige Höhen führt.
- Rosengartenspitze, Laurinswand, Vajolet
Montag, der 14.7.
„Ein Hauch von Himalaja“
Von der Tierser-Alpl-Hütte soll es heute zur Antermoiahütte gehen. Es gibt die Möglichkeit auf dem schwierigen Klettersteig „Laurenzi“ den Grat des Molignon zu überschreiten. Da wir aber auf der Hütte keine objektiven und exakten Informationen über die Schwierigkeiten im Klettersteig erhalten können und zudem das Wetter unbeständig ist, entscheidet Bernhard, dass wir den Berg auf dem Wanderweg umgehen. Am Nachmittag erkunden wir die karge Umgebung der Antermoiahütte oder strecken die Füße Richtung Sonne.
Der dortige Hüttenwirt ist offensichtlich ein erfahrener Bergsteiger und Expeditionsteilnehmer, was die zahlreichen Bilder aus dem Himalaja und aus Patagonien dokumentieren: Dies steigert nicht unerheblich die eigene Motivation.
- Antermoia-See vom Kesselkogel
Dienstag, der 15.7.
„Jodeln auf 3000m“
Von der Antermoiahütte (2497m) geht es über den Grasleitenpass (2600m) auf den Kesselkogel, der mit 3002m der höchste Punkt unserer Tour ist. Auf dem Gipfel Sonne, ein herrlicher Blick auf die in Wolken liegenden Vajolettürme, Ruhe. Die Ruhe wird allerdings jäh unterbrochen von unserer ständigen Begleiterin an diesem Tag: Einer munteren, sehr redseligen und jodelnden Einheimischen, die in einem zu ihrem Temperament passenden Tempo über die Steine hüpft.
- Kesselkogel
Mittwoch, der 16.7.
„Die Wanderschuhe von Lutz“
Von der Antermoiahütte wandern wir Richtung Süden durch das Larsec (kurzer Klettersteig) über die Gardecciahütte zur Rotwandhütte. Das ist schon eine Belastung für die sich mittlerweile auflösenden und nur noch mit Klebeband zusammenhaltenden Bergschuhe von Lutz. In der Rotwandhütte werden wir von einem Mitglied einer anderen Gruppe darauf hingewiesen, dass erst seine Gruppe die qualmenden Füße unter das Wasser halten darf. Wir nehmen es wissend und schmunzelnd zur Kenntnis.
- im Rotwand-Klettersteig
Donnerstag, der 17.7.
„Ein End- und Höhepunkt“
Der letzte Tag führt uns über die zwei recht anspruchsvollen Klettersteige Masare und Rotwand. Spannend wird es, als an einer ausgesetzten und steilen Stelle das Stahlseil recht ausgefranst wirkt und wir uns aber dann zum Glück sicher an gebogenen Fußtritten einhaken können. Als wir gerade den Klettersteig hinter uns lassen, verschwören sich zum ersten und einzigen Mal die kosmischen Kräfte gegen uns: Ein bedrohliches Gewitter geht auf uns hernieder. Wir kommen nass, aber sehr glücklich am Ausgangspunkt, der Rosengartenhütte, an.
- am Rotwand-Gipfel
Freitag, der 18.7.
„Der Abschied“
Nach einem netten Abend steigen wir heute wieder zur Frommeralm ab. Wir danken Bernhard für seine umsichtige Organisation und gute Führung. Die entspannte, freundliche Stimmung in der Gruppe bleibt in Erinnerung.
Bericht : Dirk Boberg / Fotos : Bernhard Kaiser
Teilnehmer: Dirk, Lutz, Manfred, Gerhard, Heinz, Christian und Führer Bernhard
zurück