Klettergarten "Falkengrat"

Der Klettergarten an der Hildesheimer Hütte befindet sich in unmittelbarer Nähe (Rufweite) der Hildesheimer Hütte.

© Stefan Koch
© Stefan Koch

Geländebeschreibung

Der Klettergarten gliedert sich ein zwei Bereiche. Ein markanter Steinmann unterteilt den Falkengrat; unter ihm befindet sich der deutlich hervorstechende „Rote Pfeiler“.
Links vom Pfeiler finden wir die „Breite Platte“, ihre linke Begrenzung bildet der „Flechtenhatscher“.
Etwa 50m links des „Flechtenhatschers“ zieht eine kurze Rippe zum „Falkengrat“ empor, „Gratsporn“ genannt. Dort befindet sich auch die rote Wand mit dem „Schiefen Riß“.
Rechts unterhalb des Steinmannes zieht eine markante Verschneidung herab. Die linke Begrenzungskante der linken Verschneidungswand bildet den Weg für die „Graskante“, durch die Verschneidungswand verläuft von links unten nach rechts oben der „Grüne Steig“, Einstieg ist dort, wo die Verschneidung das Kar erreicht.

Die rechte Verschneidungswand wird rechts von einem kleinen Pfeiler abgeschlossen, über diesen verläuft der „Pfeilerweg“.
Auf dem rechten Gratteil steht ein weiterer, allerdings kleinerer Steinmann. Unterhalb liegen die Platten des „Kleinen Pfeilers“.
Den Abschluss des „Falkengrates“ bildet ein Holzkreuz, der sogenannte „Telefongipfel“. Zu diesem zieht auf einer Gratrippe der “Leitungssteig” hinauf. Von diesem zweigt der „Quergang“ ab.
Hinter der Hütte zieht der sog. „Wasserleitungsweg“ rechts der vorgenannten Gratrippe auf den „Falkengrat“ und weiter ins „Falkenkar“ (alte Wasserversorgung der Hütte).

Routenbeschreibungen

Flechtenhatscher 5+ (Röder/Spatzig 1992)
Einstieg an der linken unteren Ecke der „Breiten Wand“ (Bohrhaken) . Über eine kurze Wandstufe (5-) zu Band, einige Meter nach rechts queren und (3 Haken) in einer Links-Rechtsschleife zum Grat (5+, 5-, 4). Standhaken.

Gratsporn 3- (Röder 1992)
Einstieg durch grasige Rinne bei Einschnitt, von diesem über die Rippe zum Hauptgrat. Eine rote Wand wird dabei in Linkschleife umgangen. Steinmann am Ausstieg.

Schiefer Riss 7- (Ehmke/Dettmann/de Ruiter (TR) 2001)
Die rote Wand wird von dem „Schiefen Riss“ durchzogen. Diesem folgend zum Gipfel.

Breite Wand (links) 6- (Spatzig/Röder (TR) 1992)
„Breite Platte“ Einstiege auf Absatz rechts über „Flechtenhatscher“ – Standplatz;
Vvom Wandfuß relativ geradlinig nach oben (links 6-, rechts 6). Zur Zeit keine Haken.
Absicherung wird noch erfolgen.

Breite Wand (rechts) 6 (Klimke/Brinkmann/Röder (TR) 1994)
Im Winkel zwischen „Breiter Platte“ und „Rotem Pfeiler“ befindet sich eine überhängende Verschneidung, welche ebenfalls eine interessante Route ergeben könnte. Allerdings sind dort erst große Mengen losen Gesteins zu entfernen.

Roter Pfeiler 4+ (Röder/Spatzig 1992)
Einstieg auf Absatz auf Drittel Wandhöhe (wird über „Grünen Steig“ erreicht: am zweiten Haken nach links um Kante queren), Standhaken. Über Blöcke in Verschneidung (4+, 2H), über zerrissene Platte (4, 1H) zu Absatz ( Zwischenstand der „Graskante“). Weiter wie “Graskante” zum Gipfel.

Roter Pfeiler – Sockel 6- (Röder/Spatzig (TR) 1992)
frei Ehmke/Dettmann 2001
Direkt zum Standplatz/Einstieg des „Roten Pfeilers“: Einstieg am Sockel des „Roten Pfeilers“ (grasige Stufen links). Nach rechts in Nische (4, 1H). Weiter zwei parallelen Rissen folgend in zum Absatz führende Verschneidung (6-, 1H). Durch die Verschneidung zum Standplatz (4, 1H).

Rechts davon zieht eine nahezu senkrechte Wand ebenfalls zu diesem Standplatz empor.
vermutlich 6+

Graskante 4 (Röder/Brinkmann 1990)
direkt 6- (Hartmann/Hoffmeister 1994)

„Grünen Steig“ bis zum zweiten Haken, von dort gerade an der Kante hinauf (4, 5H). Von Absatz (Standhaken) rechts am Steinmann vorbei auf den Grat.
Vom Band, welches zum „Roten Pfeiler“ führt, kann die Kante auch direkt erstiegen werden (6-). Keine Haken.

Grüner Steig 3+ (Röder/Link 1988 )
Einstieg direkt aus dem Kar (Standhaken). Über grasige Stufen zu mannshoher Verschneidung (3-, 1H), weiter zum „Grünen Fleck“. An der linken Verschneidungswand schräg rechts aufwärts (2, 4H) über kleinen Überhang (3+, 1H) auf den Grat. Stand an Blöcken einrichten.

Pfeilerweg 4+ (Röder/Brinkmann 1989)
Einstieg direkt am Pfeilerfuß. Über drei kleine Überhänge (4-, 2H) zur Pfeilerwand. Durch diese schräg nach rechts oben (4+, 2H) zu Pfeilerkopf (Standplatz). Weiter über grasige Platten und einen letzten Steilaufschwung (3/3-, 2H) zum Grat (Standhaken).

direkt 5+ (Dettmann/Tschage 2001)
Aus Rinne rechts des Pfeilers direkt über Platten (5+). 

Kleiner Pfeiler 4- (Röder 2001)
Überwiegend 3, lediglich ein kurzer Aufschwung kurz unterhalb des Steinmannes ist etwas schwieriger (4-).

Leitungssteig 3- (Röder/Seider 1988)
Einstieg ganz rechts an Gratrippe: Von Steinmännchen an griffigen Rippen bis unter kleinen Überhang, welcher links umgangen wird (3-,2H). Weiter durch Verschneidungsrinne und kurzes Gratstück zum Sattel im “Falkengrat”. Standplatz an Blöcken einrichten.

Quergang 3 (Röder/Kaul 2001)
Vom zweiten Haken des „Leitungssteiges“ abzweigend. Über diverse Bänder leicht fallend queren (3, 1H). Nach ca. 25m erreicht man den ersten Stand (1H). Nun weiter leicht fallend zu den Platten der rechten Verschneidungswand (1 H des „Pfeilerweges“) und weiter bis zum oberen Ende der Verschneidung (3). Hier links aufwärts, den „Grünen Steig“ querend zum Stand der „Graskante“ (3, 1H).

Abstieg
Sowohl der obere Standhaken des „Flechtenhatschers“ als auch des „Pfeilerweges“ dienen zum Abseilen; beim „Flechtenhatscher“ erreicht man wieder den Einstieg, während für das Abseilen vom Standhaken des „Pfeilerweges“ ein Zwischenstand links vom „Pfeilerweg“ eingerichtet ist (2H), ein Doppelseil reicht allerdings bis ins Kar.
Genauso ist es möglich, dem „Falkengrat“ bis zum „Wasserleitungsweg“ zu folgen und diesen ins Kar hinabzusteigen.
Selbst der bescheidene „Falkengrat“ bietet noch viele interessante Möglichkeiten, so z.B. einige „harte“ Touren, z.B. in der „Breiten Wand“, im Bereich des „Roten Pfeilers“ oder in den Überhängen oberhalb der Verschneidungsplatten, aber auch die Verschneidungsplatten selbst.
Bemerkenswerter ist allerdings das Tourenpotenzial in den Gletscherschliffplatten, durch die der Weg zum Zuckerhütl führt. Hier können Reibungsklettereien mit mehreren Seillängen eingerichtet werden, die den siebten Schwierigkeitsgrad erreichen dürften! Problematisch dürfte dort allerdings die große Steinschlaggefahr von der Moräne des Gaiskarferners sein.
Wir wünschen allen Benutzern des Klettergartens „Falkengrat“ viel Spaß und sind für Anregungen, aber auch für tatkräftige Unterstützung immer dankbar!

Andreas Röder

Historie

Im Frühjahr 1988 äußerte unser damaliger Hüttenwirt Dieter Schastok den Wunsch nach einem Klettergarten in der Nähe der Hütte. Im August desselben Jahres war es dann soweit: wohlausgerüstet besuchte ein Team unserer Klettergruppe die Hütte, um zunächst die vorhandenen Möglichkeiten zu sondieren.
Aber es bereitete doch mehr Arbeit als erwartet, überhaupt sinnvolle Kletterlinien zu finden, so dass das reichlich mitgebrachte Material kaum genutzt wurde.
Schließlich war an einen Klettergarten für Ausbildung und Schlechtwettertage, nicht aber an ein Betätigungsfeld für Spitzenkletterer gedacht!
So entstanden damals nur zwei Klettertouren – aber ein ganzer Sack voller Ideen!
In den folgenden Jahren wurde der Klettergarten kontinuierlich erweitert. Meistens zur Hüttenöffnung reisten in den folgenden Jahren einige Gruppenmitglieder zur Hütte, dabei konnte jedes Mal auch im Klettergarten gearbeitet werden. So hat das Routenpotenzial ständig zugenommen – bei den Schwierigkeiten und auch der Routenanzahl.
Kletterten wir anfangs in unseren schweren Bergschuhen (was durchaus interessant ist!), haben wir schon bald unsere Kletterschuhe mit zur Hütte genommen – die schwereren Touren sind so erst richtig zu genießen, zumal vor allem den Plastikstiefeln die Versuche zur Reibungskletterei gar nicht bekommen! Inzwischen hat der Umfang der nötigen Arbeiten ein beträchtliches Maß angenommen, da die Routen nach der Winterpause sorgfältig auf gelöstes Gestein oder lockere Haken überprüft werden müssen – ein mehrere Tage füllendes Programm für ein Zweierteam!
Die Suche nach neuen Linien kommt da oft zu kurz, da ja auch das Wetter oft eine schwer zu überwindende Hürde darstellt.
Seit 1990 ersetzen wir die geschlagenen Haken durch Bohrhaken, zunächst mit Kronenbohrhaken. Da diese langsam verrosten, haben wir 1995 ein erstes Sortiment von ca. 35 Edelstahlbohrhaken beschafft, welche mit einem 2-Komponentenkleber eingesetzt werden. Diese werden dem Zahn der Zeit hoffentlich besser trotzen!
Inzwischen haben wir auch begonnen, die Routen zur besseren Auffindbarkeit farbig zu markieren.
Waren zunächst nur leichte Übungsklettereien für Ausbildungszwecke geplant, wurde bald das reichliche Potential an schwierigeren Routen ausgenutzt, so dass es nun bereits einige Touren im sechsten Grad und neuerdings auch eine leichte “Sieben” gibt – Steigerungen sind noch möglich und natürlich auch geplant.
Und die Frequentierung des Klettergartens zeigt, dass die nicht unerhebliche Investition von Geld und vor allem viel Zeit sich lohnt: Alle die Hütte besuchenden Kurse nutzen das Gelände für ihre Ausbildungen oder auch einfach nur aus Spaß am Klettern!
Selbst Bergführer aus dem Stubaital kommen mit ihren Gästen hinauf, übernachten einmal und klettern in unserem Klettergarten!!

 Zum Abschluss – eine kurze Routenchronik

1988: Leitungssteig 3-Röder/Seider & Grüner Steig 3+ Röder/Link
1989: Pfeilerweg 4+ Röder/Brinkmann
1990: Graskante 4 Röder/Brinkmann
1992: Gratsporn 3-Röder, Roter Pfeiler 4+ Röder/Spatzig, Flechtenhatscher 5+ Röder/Spatzig, Breite Wand (links) 6-Spatzig/Röder (TR), Roter Pfeiler – Sockel 6+ Spatzig/Röder (TR)
1994 Breite Wand (rechts) 6 Klimke/Brinkmann/Röder (TR) , Roter Pfeiler – Sockel 6-Klimke/Brinkmann/Röder (TR)*  & Graskante direkt 6-Hartmann/Hoffmeister
2001 Quergang 3 Röder/Kaul, Kleiner Pfeiler 4-Röder, Pfeilerweg direkt 5+ Dettmann/Tschage, Roter Pfeiler – Sockel 6-Ehmke/Dettmann* & Schiefer Riss 7-Ehmke/Dettmann/de Ruiter (TR)

*: Die 1994 im Toprope (TR) durchstiegene Route wurde 2001 nach ihrer Einrichtung erstmals im Vorstieg geklettert.